Anfang 2020, also noch vor dem ersten großen Zusperren, haben sich die Burschen von Bilderbuch ins ferne Argentinien zurückgezogen und dort nach Inspiration gesucht. Ob Maurice Ernst & Co. fündig geworden sind, lässt sich schwer sagen. Die beiden Songs, die heute veröffentlicht wurden, deuten eher nicht darauf hin. "Nahuel Huapi" und "Daydrinking" sind schöne, geheimnisvolle Titel. Dahinter steckt jedoch sommerliche Leichtkost, die nicht weiter ins Gewicht fällt - wie auch am Dienstag erschienene Videos bestätigen.
So sehen ist auf dem "Nahuel Huapi"-Video Maurice Ernst, der mit einer jungen Frau in den See eintaucht oder den Sternenhimmel darüber bewundert. Einige Szenen spielen auch in einer offenbar ebenfalls fernen Großstadt. Das Video zu "Daydrinking" ist kunstvoller geraten, die Musiker flimmern als "Blumenmenschen" durch eine artifizielle Landschaft.
Von Ende Januar bis Ende Februar 2020 begab sich das Quartett auf besagte Songwriting-Reise. Die ersten zwei Wochen dieses Trips haben die Jungs in einem Haus an einem See im nördlichen Patagonien verbracht. Dieser See heißt „Nahuel Huapi“. Sie haben sich vor Ort Instrumente gemietet, diese im Wohnzimmer des Hauses oder auch auf der Terrasse aufgebaut und angefangen, Songs zu schreiben und aufzunehmen.
Der "silbrige Sound" der beiden neuen Songs würde an "gleißende Gletscher und tiefblaue Bergseen" erinnern, heißt es im Begleittext zu den Songs. Das gilt wohl vor allem für die B-Seite "Daydrinking", die tiefenentspannt daherkommt. "Kein Rush, keine Hurry, nur Intimacy". Der Beat mäandert psychedelisch dahin, typischer Bilderbuch-Sound und Bilderbuch-Sprech, die kreative Schubkraft vermisst man da aber schon.
Das gilt auch für den Song "Nahuel Huapi", der zwar flotter dahinflitzt, aber auch ziemlich an der Oberfläche dümpelt. "Du und ich nackt im Nahuel Huapi, schon sehr kalt Baby, I can tell." Nun, das ist weder große Poesie noch große Pop-Geste. Andererseits: In Zeiten wie diesen muss ja nicht alles schwergewichtig daherkommen. Und als spritzige Sommer-Drinks gehen die beiden Songs allemal durch. Prost! Die großen, promillehältigeren Brocken kommen ja noch. Später dann, auf dem neuen Album.