Das Online-Lexikon Wikipedia führt sie als "US-amerikanische Sängerin". Blue Ivy Carter ist erst neun Jahre alt, aber sie hat schon einen Beruf. Das ist ungewöhnlich, aber normal ist im Leben der Tochter von R&B-Superstar Beyonce und HipHop-Mogul Jay-Z wahrscheinlich nicht viel. Als ihre Stimme erstmals in einem Song ihres Vaters hörbar wurde, war sie erst zwei Tage alt: Jay-Z hatte das Glucksen seiner neugeborenen Tochter in seine Single "Glory" eingebaut. Als Einjährige war sie im Song "Blue" ihrer Mutter erstmals als beitragende Künstlerin angeführt, mit fünf debütierte sie als Rapperin auf Jay-Zs Track "Blue’s Freestyle/We Family".
Als Siebenjährige schrieb sie Chartgeschichte als jüngste Künstlerin, die jemals einen Billboard-100-Hit hatte: Das war dann schon mit "Brown Skin Girl", jenem Song also, für den Blu Ivy nun in der Kategorie "Bestes Musikvideo" gemeinsam mit ihrer Mutter und dem Rapper Wizkid ihren ersten Grammy erhalten hat. Der Beyonce-Song aus dem Soundtrack zu "Der König der Löwen" feiert die Schönheit und Resilienz dunkelhäutiger Frauen, Stars wie Naomi Campbell, Lupita Nyong’o, Adut Akech und Kelly Rowland sind darin zu sehen. Blue Ivy singt zu Beginn und Ende des Songs den Refrain: "Brown Skin Girl / deine Haut glänzt wie Perlen / die beste Sache der Welt / niemals tausch ich dich für jemand anderes ein".
Erstaunlich: Die Kleine ist gar nicht die jüngste Grammy-Gewinnerin aller Zeiten. (Das war im Jahr 2001 die damals achtjährige Leah Peasall, die gemeinsam mit ihren Schwestern als "The Peasall Sisters" auf dem Soundtrack zu "O Brother, Where Art Thou?" zu hören war.) Aber: Blue Ivy ist immerhin um zehn Jahre jünger, als ihre Mutter war, als die sich - mit 19 und als Mitglied des Trios "Destiny's Child" - ihren ersten Grammy holte. Beyonce hat seit Sonntag Nacht übrigens 28 Grammys - mehr als jeder andere Künslerin.
Ob Blue Ivy an diesen Rekord ihrer Mutter einmal herankommen wird, ist offen - und auch, ob sie das überhaupt will. Vorerst ist sie von ihren Eltern gut auf Kurs gebracht. Allerdings: Eine Neunjährige im Verwertungsapparat der Musikindustrie, das kann man auch fragwürdig finden. Im Hause der Pop-Queen und des Rap-Moguls wird aber offenbar dynastisch gedacht: Bahn frei für die Prinzessin!
Ute Baumhackl