"Ich bin sehr aufgeregt", sagte Jennifer Lopez dem Magazin "Variety". "Ich denke, es gibt keinen Musiker auf der Welt, der nicht davon träumt, beim Super Bowl aufzutreten." Für Demi Lovato, die zuletzt mit gesundheitlichen und psychischen Problemen gekämpft hatte, gilt die Hymne vor Spielbeginn nach einem emotionalen Auftritt bei den Grammys am vergangenen Wochenende als nächster großer Schritt auf dem Weg zum Comeback. Vor ihr haben schon Stars wie Lady Gaga, Beyoncé und Whitney Houston oder Billy Joel und Neil Diamond die Hymne gesungen.
Rund 100 Millionen Menschen verfolgen das jährliche Finale der US-Football-Liga NFL jedes Jahr im Fernsehen, die Zuschauerzahlen sanken allerdings zuletzt. Ein Auftritt auf der "größten Bühne der Welt" während der Halbzeit galt lange als Ritterschlag, Superstars wie Prince, Michael Jackson, Bruce Springsteen, Beyoncé und U2 lieferten beim Super Bowl eindrucksvolle Konzerte ab.
Aber seit den Diskussionen über politische Proteste und zunehmende Verletzungen innerhalb der Liga ist der Super Bowl auch Politikum. Der von Quarterback Colin Kaepernick begonnene Protest gegen Unterdrückung von Schwarzen und Polizeigewalt hat dem beliebtesten Sport der Amerikaner eine neue Symbolik verpasst. Sportler, Musiker und Fans müssen entscheiden, ob sie sich positionieren - oder weiter machen wie bisher. Im vergangenen Jahr sagten Berichten zufolge einige Superstars wie Jay Z, Rihanna, Cardi B und Pink aus Solidarität mit Kaepernick ab.
Zum Showspektakel hinzu kommen die für viele mit Spannung erwarteten Werbespots. Firmen geben viel Geld aus, um sich vor dem größten Publikum des Jahres zu präsentieren. Der große Überraschungseffekt ist dabei zuletzt etwas verloren gegangen, denn viele Clips werden heutzutage schon vorher im Internet präsentiert.
2020 markiert aber trotzdem ein besonderes Jahr: Es herrscht Wahlkampf und sowohl der Republikaner Donald Trump als auch Präsidentschaftskandidat und Milliardär Michael Bloomberg, der für die Demokraten ins Rennen gehen will, haben sich eine Minute Werbezeit gekauft. Trump hat laut seinem Wahlkampfteam zwei 30-Sekünder gebucht und spricht in dem Spot davon, wie er das Land "stärker, sicherer und wohlhabender" gemacht habe.
Auch bei Bloomberg sickerte der emotionale Inhalt seines 60-Sekunden-Clips schon durch. Es soll um eine Mutter gehen, deren 20-jähriger Sohn erschossen wurde und darum, wie der Kandidat härtere Waffengesetze durchsetzen möchte. Kostenpunkt laut New York Times: elf Millionen Dollar - ein Betrag, der bei anderen demokratischen Kandidaten den Spendengeldern eines Monats entspricht.
Ganz unpolitisch sehe sie auch ihren Halbzeit-Auftritt nicht, sagte Lopez der "Variety". "Shakira und ich sind beide sehr aufgeregt, dass wir die Chance für diesen Auftritt bekommen haben, als Latino-Frauen in Miami. Ich denke, es ist sehr wichtig für zwei Latino-Frauen in diesen Zeiten - in denen Latinos in diesem Land auf eine bestimmte Art und Weise behandelt oder gesehen werden - auf dieser Bühne zu stehen und zu zeigen, dass wir eine wunderschöne wertvolle Kultur haben, und in diesem Land etwas notwendiges beisteuern."
Lopez' Eltern sind in Puerto Rico geboren, Shakira stammt aus Kolumbien. In den USA hatte es zuletzt viele Diskussionen um Einwanderung, vor allem auch aus dem lateinamerikanischen Raum gegeben. Auch US-Präsident Donald Trump hatte sich kritisch geäußert. Ihre Botschaft sei jedoch eine vereinende, sagte Sängerin Lopez. "Das wird ein toller Moment. Ich möchte, dass dieser Abend feiert, wer wir alle sind, und dass er uns alle zusammenbringt."
Das dürfte ganz im Interesse der NFL sein. Football gilt immer noch als Familienentertainment, das alle in den USA zusammenbringt. Nichts soll das Idyll stören, wie seinerzeit beim "Nipplegate"-Skandal von 2004, als Popstar Justin Timberlake vor Millionen die Brust von Sängerin Janet Jackson entblößte. Die Show wird inzwischen mit einem kleinen Zeitverzug gesendet, um ein solches Malheur im Fall der Fälle herausschneiden zu können.