Ob „Listen To Your Heart“ oder „It Must Have Been Love“, das eng mit dem Tränedrücker-Märchen „Pretty Woman“ verbunden ist: Beginnt Marie Fredriksson zu singen, hat man die weibliche Roxette-Hälfte sofort vor Augen. Der Wiedererkennungswert ihrer Stimme machte mit den von Per Gessle geschriebenen Ohrwürmern, die man zum Teil Faserschmeichler und Gute-Laune-Hymnen nennen darf, den Großteil des Welterfolgs von Roxette als erfolgreichsten Schweden-Pop-Export nach ABBA aus. Läuft im Radio "Spending my time . . . Watching the days go by . . . Feeling so small, I stare at the wall, Hoping that you think of me too . . . I'm spending my time", hat man als Hörer nicht das Gefühl, dass hier jemand einen Song interpretiert, sondern jede Zeile selbst erlebt, jeden Satz schon einmal empfunden hat.
Traf man die Südschwedin zum persönlichen Interview, saß man einer freundlichen Künstlerin gegenüber, die jedoch stets mit einem gewissen nordischen Respektabstand die Medientermine absolvierte. Per war bei diesen Gelegenheiten der Gesprächigere. Als die Ärzte 2002 bei ihr einen Hirntumor diagnostizierten, brach für die Sängerin „die Hölle“ los, wie sie in ihrer wiederum schonungslosen Autobiografie schrieb. Mit Jahren voller Leere, Depression und dem Gefühl, eine schlechte Mutter zu sein. „Ich büßte meine Identität ein. Wurde Krebs. Mehr war ich nicht mehr“, gestand Fredriksson.
2009 wurde ein Comeback mit einigen Konzerten eingeläutet, 2011 folgte das erste Album nach der Erkrankung („Charm School“), doch nach einem Auftritt im Februar 2016 zur CD „Good Karma“ rieten ihr die Ärzte von der geplanten Tournee ab. Es war das Ende von Roxette, einer Weltkarriere mit 80 Millionen verkaufter Platten. "Du hast meine schwarz-weißen Lieder mit den schönsten Farben ausgemalt, schrieb ihr musikalischer Partner Per (60) auf Twitter. 1986 hatte er mit ihr die Band gegründet. Viele von uns werden ihre eigene Erinnerung haben, wenn „The Look“, „Dressed For Success“, „Joyride“, „How Do You Do!“ oder „Wish I Could Fly“ gespielt wird.