Wenn der Willi R. sein Kapperl abnimmt und in seine braune Lederjacke schlüpft, dann ist es wieder so weit. Das schwarze Muskelshirt noch und die schwarze Sonnenbrille - und fertig ist die legendäre Kunst- und Kultfigur Kurt Ostbahn. Selbiger gab Freitag abend mit den "Musikern seines Vertrauens" auf der Kaiserwiesn ein Konzert, das mehr dem glich, als was es auch ausgeschrieben war: einem Klassentreffen nämlich.
Und, um es gleich vorweg zu nehmen: Es war ein geselliges Wiedersehen, das jeden glücklich stimmte: Die rund 10.000 Menschen, die gekommen waren, um ihren "Kurtl" wieder begeistert zu begrüßen und mit ihm jede Textzeile herzhaft mitzusingen - und offenbar auch die Damen und Herren Musikanten auf der Bühne. Am Sonntag steht noch ein weiteres Klassentreffen mit dem Herrn Kurt, der ja eigentlich längst in der "Pensi" ist, auf dem Programm, dann übernimmt wieder der Willi Resetarits das Kommando.
Anfangs lief die Rockmaschine noch nicht so richtig geschmiert und auch der Sound war viel zu leise. Doch dann wurde es doch noch ein denkwürdiges Konzertereignis. Wahre Empathiewellen trugen den Kurtl und die Seinen durch diesen wunderbaren Abend, der zwar der musikalischen Vergangenheit gewidmet war, jedoch nie nach abgeschmackter Nostalgie schmeckte.
Der Herr Kurt, auch schon in seinem 71. Lebensjahr, hat das harte Rockleben gut überstanden und ist stimmlich und konditionsmäßig bestens in Form. Und seine alten Weggefährten, eben die Musiker seines Vertrauens, sind eine zwar angegraute, aber noch immer äußerst spielfreudige und hochkompetente Bande. Als da wären: Erich Buchebner, Bass, Christian Eigner, Schlagwerk, Helmut Grössing, ebenfalls Schlagwerk, Alex Horstmann, Harmoniegesang, Lilli "Marschall", Gitarre, Harry Pierron, Orgel, Karl Ritter, Gitarre, Geri Schuller, Piano, Klaus Trabitsch, Gitarren. Auch wenn es ungerecht ist, hervorstreichen muss man einen: "Sir Charles" Ritter und sein atemberaubend glanz- und gefühlvolles Gitarrenspiel.
Selten gespielte Songs, in der Qualität keineswegs minderwertig, machten das Programm wohltuend spannend, doch die lautesten Mitsingchöre ertönten naturgemäß bei den allseits bekannten und vielgeliebten Ewigkeitshymnen des Herrn Kurt bzw. seines Erfinders Günter Brödl. "Neiche Schoin" war ein fescher Opener, "Des Wetter wird umschlogn" ein wunderbares J.J. Cale-Cover ("Call me the Breeze"), das traurig-schöne "57 Engel" dem Trainer Brödl gewidmet, der leider selbst zu wenig Schutzengel hatte und bereits im Jahr 2000 starb. Gegen Schluss des mehr als zweieinhalb stündigen Konzertes tauchte natürlich noch "Da Joker" auf, der "57er Chevy" fuhr vor und letztendlich standen alle unter "Fire".
Irgendwaun war aber auch dieser Abend zu Ende - "Wenn die Musik vorbei ist" - gibt es nichts mehr zu sagen. Außer: Passt's guat auf. Seid's vorsichtig. Und lasst's euch nichts g'fallen.