Das Einlösen dieses Versprechens konnte man erwarten: "Metallica gives you heavy!", raunte Frontman James Hetfield im Laufe des Auftritts seiner Band am Freitag in Wien, um dann den Song "Sad But True" wie einen Bulldozer durch das Stadion pflügen zu lassen. Überraschen konnten Metallica ihr Publikum allerdings auch: mit einer Coverversion von Wolfgang Ambros' "Schifoan" - in voller Länge!
Es war die perfekte Rockshow, die Metallica im Prater abzogen. Die Setlist stellte wohl jeden Fan im vollen Ernst-Happel-Oval zufrieden, die 1981 gegründete Band zeigte sich enorm spielfreudig, riesige Screens als Rückwand der Bühne erlaubten auch dem 55.000sten Besucher ganz hinten gute Sicht und wirkungsvoll eingesetzte Effekte (ein "laufendes" Feuer bei "Moth Into Flame" etwa oder Laserlicht) rundeten das Erlebnis optisch ab. Nun gut, über den Sound im Stadion kann man so gut wie immer diskutieren, aber im Großen und Ganzen klang dieser bis auf stellenweise "verschluckte" Vocals ganz ordentlich.
Vor dem bei Metallica-Konzerten traditionellen Ennio-Morricone-Intro rollten Laola-Wellen über die Ränge, danach harte Riffs und kräftige Rhythmen. "Hardwired" vom aktuellen Album "Hardwired...To Self-Destruct" machte den Anfang. "We're so fucked!" brüllte Hetfield ins Mikro, und die Gitarre von Kirk Hammett jaulte auf - auch wenn Auftritte von Metallica mittlerweile zu einem Familienereignis geworden sind, zahmer tönen die ergrauten Musiker nicht. "The Memory Remains" lud zum Mitsingen ein, "The Four Horsemen" führte in die Anfangstage des Thrash Metal, bei "Harvester Of Sorrow" groovte sich "Bassmonster" Robert Trujillo ein und Lars Ulrich durfte auf seine Drums eindreschen, dass es ihm das Gesicht dabei verzerrte.
Noch immer spektakuläre Lieder
"Here Comes Revenge", ebenfalls von "Hardwired", mit seiner gruselig-psychedelischen Stimmung dokumentierte eindrucksvoll, dass Metallica noch immer spektakuläre Lieder schreiben können. Bevor die Band "Frantic" aus dem umstrittenen Album "St. Anger" mit viel Elan auspackte, sang Trujillo, begleitet von Hammett, mit dem österreichischen Teil im Publikum tatsächlich den Ambros-Klassiker "Schifoan" - eine ebenso bizarre wie sympathische Einlage.
Dann aber volles Brett: Feuersäulen und Einschläge kündigten den Antikriegsaufschrei "One" an, ein zorniges "Master Of Puppets" eilte nach, gefolgt von einem mächtig donnernden "For Whom The Bell Tolls", Visuals auf den Screens (Schlachtfelder, Kriegsgräber, Totenköpfe) verstärkten die Botschaften. Nach "Creeping Death", "Seek & Destroy" und "Spit Out The Bone" in Höchstgeschwindigkeit brauchte es "Nothing Else Matters" zur Erholung, um beim unverwüstlichen "Enter Sandman" ein finales Feuerwerk zu zünden. Metallica sind ein Bollwerk gegen jeden Verdacht, dass Rockmusik tot sei.
Ghost mit ihrer Mischung aus Rock, Metal, Doom, progressiven Klängen und Pop waren übrigens ein interessanter Anheizer des Abends. Aber im Vergleich zu Metallica wirkten die maskierten Schweden trotz satanischer Texte und viel Theatralik doch nur wie ein Geisterl.
Wolfgang Hauptmann/APA