Jungspunde schauen anders aus: Im Quintett Phil Collins, Eric Clapton, Mark Knopfler, Bryan Ferry und Rod Stewart ist der frisch gebackene Grazer Ehrendoktor Collins mit 68 Lenzen der Junior. Allesamt machen die alten Herren aber noch die Bühnen unsicher, wie sie im Juni hierzulande unter Beweis stellen werden. Die Jugend hält mit einem Doppel von Sonnyboy Ed Sheeran dagegen.
Der 28-jährige Brite gehört in Sachen Erfolg ohnehin zu den ganz Großen seines Fachs. Nachdem er im Vorjahr zweimal das Ernst-Happel-Stadion in Wien ausverkaufte, beglückt Sheeran mit seinem lockerflockigen Pop heuer die Fans im Wörthersee-Stadion (28. und 29. Juni). Ebenfalls ein eher jüngeres Publikum dürfte die deutsche Band Tokio Hotel ansprechen, wobei die Gruppe um die Kaulitz-Zwillinge mittlerweile ja eher auf Societyseiten von sich reden macht, denn mit Charterfolgen. Am 1. Juni schaut sie jedenfalls im Wiener Gasometer vorbei.
Tags darauf gehen nostalgische Festspiele los: Phil Collins kommt mit seiner "Still Not Dead Yet"-Tour ins Happel-Stadion, am 6. Juni folgt Gitarrenlegende Eric Clapton (74) in der Wiener Stadthalle, wo nur einen Tag später auch Mikrofon-Charmeur Bryan Ferry (73) zu erleben ist. Standhaft als Künstler wie in Sachen Frisur zeigt sich Rod Stewart (74), für den seine Anhänger am 26. Juni auf die Burg Clam pilgern werden. Und welche Töne einer Gitarre trotz entspanntem Spiel zu entlocken sind, weiß natürlich Mark Knopfler (69). Er stellt am 28. Juni in der Wiener Stadthalle seine jüngste Soloplatte "Down the Road Wherever" vor.
Ein klares Ziel haben die Nova-Rock-Fans vor Augen: Von 13. bis 16. Juni steigt Österreichs größtes Rockfestival in Nickelsdorf, täglich werden rund 50.000 Besucher erwartet. Und die dürfen sich auf eine Premiere freuen, spielen Die Ärzte und Die Toten Hosen doch erstmals auf demselben Festival - wenngleich an zwei unterschiedlichen Tagen. Für die härtere Schlagseite wurde die Maskenband Slipknot gebucht, eher verträumte Songs reicht The Cure. Noch eine Nummer größer geht es am folgenden Wochenende zu, wenn Millionen zum Wiener Donauinselfest pilgern. Sie dürfen sich auf Pop von Stefanie Heinzmann, legendäre Hadern von Wolfgang Ambros oder Rap von Yung Hurn freuen.
Es muss aber nicht immer Masse sein. Das wissen mittlerweile auch Take That: Die zum Trio geschrumpfte Boyband feiert heuer ihr 30-Jahr-Jubiläum, wobei man über Unterbrechungen locker hinwegsieht. Entsprechend ist man mit einer "Greatest Hits"-Tour unterwegs und kommt am 26. Juni in die Wiener Stadthalle F. Über ungebrochenen Zuspruch freut sich Jazzpianistin und -sängerin Diana Krall, die am 30. Juni und 1. Juli ins Wiener Konzerthaus lädt. In Sachen Kunstlied bewandert ist die US-Amerikanerin Julia Holter, die ihr höchst gelungenes Album "Aviary" am 20. Juni in Linz und einen Tag später in Wien präsentiert.
Wer sich hingegen nach kantigeren Sounds sehnt, wird unter anderem von drei geradezu legendären Combos beglückt: Einerseits kommen die Electro-Pioniere Kraftwerk mit ihrer 3D-Show in die Open-Air-Arena nach Wien (24. Juni), andererseits geben sich die Punk-Vorreiter Dead Kennedys am 18. Juni im Wiener WUK die Ehre. Lange warten mussten auch Fans der Metalband Tool, die am 5. Juni für ein bereits längst ausverkauftes Konzert in die Wiener Stadthalle kommt. Bereits 13 Jahre liegt das bis dato letzte Lebenszeichen der Band zurück, Ende August soll nun tatsächlich ein Nachfolger der Platte "10.000 Days" erscheinen.
Keinen Mangel an Veröffentlichungen gibt es bei Sumac: Das Trio um den ehemaligen Isis-Sänger Aaron Turner hat seit 2015 drei Studioalben, eine EP sowie zwei Kollaborationen mit Keiji Haino fabriziert. Schwere Riffs, mäandernde Songstrukturen und reichlich Druck gibt es am 18. Juni in der Arena zu vernehmen. Eine Spur zugänglicher ist da Cave In, die ihren Metal und Hardcore schon mal mit eingängigen Refrains veredelt haben. Nach dem Tod von Bassist Caleb Scofield im Vorjahr tourt die Band nun wieder, das letzte gemeinsame Studioalbum "Final Transmission" erscheint nur wenige Tage vor dem Wien-Gastspiel am 24. Juni.
Am selben Tag startet auch das diesjährige Jazz Fest Wien - und zwar in neuer Location. Erstmals gastiert der Konzertreigen im Globe Wien, wo das vielköpfige Kollektiv Snarky Puppy den Jazzbegriff ordentlich ausdehnen wird. Bis 10. Juli stehen Auftritte von Jamie Cullum, Gilberto Gil oder Jose James am Programm. Weit mehr als elektronische Musik hält das Grazer Springfestival (19.-23. Juni) parat: Anspruchsvolles serviert Soap&Skin, die Gitarren kommen bei Tocotronic nicht zu kurz, und für Chase & Status sollte man die Tanzschuhe schnüren. Bespielt werden unterschiedlichste Locations in der ganzen Stadt.