Aus dem Trümmerfeld, in den der Nationalsozialismus auch den Kulturbereich verwandelt hatte, entstand in der Steiermark recht schnell ein Interesse an bisher verbotener Musik. Beflügelt wurde dieses von der britischen Besatzung, die das geistig-moralische Vakuum der Zeit zu füllen trachtete. Auch mit der Anbindung an die Kultur des Westens. Der Jazz wurde nicht nur für die britischen Befreier gespielt. Eine zentrale Rolle spielte die „Sendergruppe Alpenland“, über die diese neue Musik ins Bewusstsein der Steirer gebracht wurde.
Vor 1945 war es ein Verbrechen gewesen, Jazz zu hören.
Man hörten trotzdem Jazz: aus Begeisterung für die Musik und zugleich auch als Statement gegen den Faschismus. Zu diesen jungen Dissidenten zählte Walter Koschatzky, der als in Jugoslawien stationierter Soldat eifrig Jazz über „Feindsender“ konsumierte. Nach Kriegsende gründete er eine Jazzband, die ab April 1946 im Studentenhaus in der Leechgasse zum 5-Uhr-Tee spielte.
Der Kunsthistoriker wurde später Chef der Neuen Galerie und der Albertina in Wien und beendete seine musikalische Tätigkeit. Da gab es schon mehrere Jazzclubs.
Nach Abzug der Briten drohte das geistige Leben wieder zu verengen. Bei den avantgardistischen Gegenbewegungen wie dem Forum Stadtpark ab 1958 hatte auch der Jazz eine wesentliche Trägerfunktion inne. Es gab Jam-Sessions, Friedrich Körner gründete die New Austrian Big Band.Der Jazz florierte und gedieh und so erhielt Graz 1965 die allererste Jazz-Ausbildungsstätte Europas. Neben Körner wurden Musiker wie Erich Kleinschuster, Dieter Glawischnig und Harry Neuwirth zu den Proponenten der nunmehrigen Jazz-Hauptstadt von Österreich.