Anlässlich ihres neuen Albums sprach Paenda, die auf den bürgerlichen Namen Gabriela Horn hört, mit der APA über ihr einschränkendes Image als Powerfrau, ihren Plan, sich mehr lieb zu haben und darüber, dass die Welt mehr ESC-Blase braucht.
Ihr Debüt "Evolution I" war noch eher ein Konzeptalbum, eine beinahe verkopfte Platte. "Evolution II" kommt nun deutlich mainstreamiger daher. Was ist passiert zwischen den zwei Alben?
Paenda: Ein wichtiger und richtiger Schritt für mich in eine Richtung, in die ich gehen wollte. Bei meinem ersten Album habe ich alles zehnmal durchdacht. Da stand der Gedanke dahinter: Es muss komplex sein, eigenständig, elaboriert. Das war jetzt beim zweiten Album anders. Davor hatte ich doch ziemlichen Respekt vor dem Mainstream und Angst, dass ich als oberflächlich abgestempelt werde. Das habe ich jetzt abgelegt. Ich will, dass es groovt und man sofort im Lied drin ist. Ich wollte etwas machen, das ich mir selbst auch anhören würde.
Ihr erste Platte würden Sie privat gar nicht anhören?
Paenda: Ich stehe voll hinter dem ersten Album! Aber tatsächlich sind einige Songs drauf, die ich mir sofort nach der Fertigstellung nicht mehr angehört habe - nicht weil sie schlecht wären, sondern weil sie nicht dem entsprechen, was ich mir anhören würde.
Warum heißt trotz dieses Umschwungs die Platte "Evolution", nicht "Revolution"?
Paenda: Weil es um meine eigene Entwicklung geht - und die ist mehr Evolution als Revolution. Ich muss keine Revolution starten, das habe in meiner Jugend hinter mich gebracht. Ich finde es eigenartig, wenn man von Künstlern erwartet, dass sie immer dasselbe machen. Ich wollte mir mit dem Titel "Evolution" selbst die Freiheit geben, mich in die Richtung zu entwickeln, in die ich möchte.
Auch diese Platte haben sie komplette selbst geschrieben, eingespielt, produziert. Sind Sie generell eine Einzelkämpferin?
Paenda: Ich bin eigentlich jemand, der sehr gerne im Team arbeitet. Mehr Hirne, mehr Ideen! Aber beim zweiten Album wollte ich herausfinden, wie weit ich alleine komme. Ich hatte so viele Ideen im Kopf, die ich umsetzen wollte. Außerdem steht man als Produzentin manchmal allein auf weiter Flur - ich habe einfach bei meinem eigenen Projekt die Lust daran verloren, ständig zu kämpfen. Sobald es um Technik geht und eine vermeintlich männlich behaftete Domäne, wird es schwierig.
Apropos Einzelkämpferin. Auf "Evolution II" finden sich wenige Liebeslieder...
Paenda: Es sind schon Liebeslieder auf der Platte, aber ich bin ein Mensch, der sich sehr viele Gedanken macht. Und so versuche ich die Dinge ein wenig anders als im typischen Liebeslied zu betrachten. Ich habe durch Erlebnisse mit Männern viel über mich gelernt. Warum passieren die Dinge bei mir so wie sie passieren? Mein Fazit war: Offensichtlich mag ich mich selbst nicht genug, wenn ich mich immer wieder in solche Situationen begebe. Und ich will mich selbst mehr lieb haben. Deshalb wirken viele Lieder nicht wie Liebeslieder, weil sie selbstreflexiv sind.
"Limits" ist auf der Platte die ruhigste Nummer. Wieso fahren Sie ausgerechnet mit dieser Ballade zum ESC?
Paenda: Mein ursprünglicher Song, den ich eingereicht habe, ist abgelehnt worden. Ich hatte anfangs auch gedacht, dass es vielleicht eher ein Song wird, der mich so repräsentiert, wie ich meistens bin. Ich war überrascht, dass sie sich für diesen Song entschieden haben. Dann kam aber auch der Gedankengang: Genau das prangert der Song an. Die Leute erwarten immer, dass ich die Powerfrau bin. Aber warum darf ich nicht auch einmal solche Gefühle haben? Ich schaffe mit meiner Musik einen Raum, in dem meine Emotionen existieren dürfen. Der Song hat eine starke Message, und das war mir wichtig. Mittlerweile finde ich, dass er die perfekte Wahl ist.
Haben Sie auch ein wenig Angst vor dem Hit, der Sie nun wahrscheinlich bis an Ihr Karriereende begleiten wird?
Paenda: Absolut nicht. Meine Denkweise hat sich geändert. Ich bin weg von der Idee, dass Paenda nur die EDM-Frau ist und fette Beats daher zerrt. Ich bin einfach eine Electro-Popkünstlerin. Ich will nicht mit Scheuklappen durchs Leben rennen. Mein Musikerinnenherz würde eingehen, wenn ich das als Stigmata betrachten würde.
Wie setzen Sie "Limits" auf der großen ESC-Bühne um? Mit nackten Tänzern im Hintergrund?
Paenda: Ich hätte sie mir gewünscht, aber sie haben abgelehnt. (lacht) Aber meine Schwester fährt mit und macht die Backing Vocals. Es wäre sehr eigenartig, auf der Bühne herumzuspringen zu dem Lied. Es wird also ruhig. Es ist aber noch vieles zu klären.
Sie waren mittlerweile ja schon bei den ersten Song-Contest-Vorkonzerten. Wie ist es in der ESC-Blase?
Paenda: Es ist eine sehr respektvolle Blase. Da herrscht viel Liebe und Support. Die Fans lieben jeden, auch wenn du nicht ihr Liebling bist. Die Welt könnte mehr von der ESC-Blase vertragen!
Ich verzichte jetzt auf die Standardfrage, welchen Platz Sie erreichen wollen, sondern drehe das Ganze um: Haben Sie sich als durchaus ehrgeiziger Typ schon Gedanken gemacht, was es mit Ihnen anrichtet, wenn eine wirklich schlechte Platzierung am Ende steht?
Paenda: Wenn es so ist, habe ich ein paar Urlaubstage in Tel Aviv. (lacht) Im Ernst: Ob ich ins Finale komme, kann ich nur schwer sagen. Es gibt heuer sehr viele starke Songs. Ich gebe mein Bestes und genieße die Musik vor Ort.
In ein Loch werden Sie nicht fallen?
Paenda: Ich habe mein Album, danach Konzerte und im Herbst eine Tour. Ich mache bereits das, was ich am liebsten mache: Ich bin Musikerin. Das kann mir niemand mehr nehmen. Insofern bin ich tiefenentspannt. Wenn ich von 120 Millionen 10.000 Menschen erreiche, habe ich 10.000 mehr als ohne den ESC.
Bei den Wettbüros liegen Sie derzeit auf Platz 35 von 41 Teilnehmern...
Paenda: Was soll ich sagen: Blöd gelaufen - für die, die ihr Geld falsch gesetzt haben. (lacht)