Das „Hobellied“ aus Ferdinand Raimunds „Der Verschwender“ war eines von Alexander Girardis Bravourstücken. Als Volksschauspieler war in in der zweiten Hälfe des 19. Jahrhunderts fast konkurrenzlos, er begeisterte als Komödiant in Nestroy- und Raimund-Stücken, und war auch enorm gefragter Operettendarsteller. Das Urwiener Bühnenphänomen war eigentlich ein Grazer, was heute vor allem dadurch bekannt ist, weil sein verfallenes Geburtshaus in der Leonhardstraße heute vor allem als Symbol dafür dient, wie eine Stadt mit ihrem kulturellen Erbe umgeht.
Girardi, der 1850 in dem unscheinbaren Haus in der Leonhardstraße geboren wurde, hatte Migrationshintergrund: Sein Vater, ein Schlosser, war von Italien nach Graz gekommen. Den Bühnenmenschen zog es in die Kaiserstadt Wien, wo er zum Volksschauspieler heranreifte. Ein abenteuerliches Privatleben (samt einem heftigen Streit um seine Entmündigung, der höchste gesellschaftliche Kreise erreichte) war Thema für die Boulevardpresse, was ihn gewissermaßen schon zu einem Pop-Phänomen machte.
Die Spätphase seiner Karriere fiel in die Zeit der technischen Revolution. Shellacks und Filme erweiterten die Wirkkreise des Bühnenstars. Diese Dokumente geben wahrscheinlich nur einen schwachen Abglanz von Girardis eigentlichem Genie wieder. Die Bühnenpräsenz Girardis ließ sich nicht konservieren. Aber auch diese alten Platten lassen sein unheimliches humoristisches Talent erahnen.
Der Volksschauspieler blieb auch nach seinem Tod 1918 lange im österreichischen Bewusstsein verankert, nach dem zweiten Weltkrieg widmete sich das Biopic „Der Komödiant von Wien“ dem rasanten Aufstieg Girardis, der nicht nur in Johann Strauß einen, wie man heute sagt, Fan hatte.