Seit Jahrzehnten sind in der volkstümlichen Musik vor allem glatte, "schöne" Stimmen gefragt. Ein durchdringendes Organ wie das von Mirzl Hofer hätte es heute ungleich schwerer. Es ist eine ewas herbe Stimme, die die Künstlerin kraftvoll bis derb einsetzt. Auch was die Aussprache und den starken Dialekt betrifft. Auf der um 1910 entstandenen Shellack-Aufnahme von „Edelweiss“ hört man aber auch, warum Mirzl Hofer zum Star ihrer Zeit werden konnte.Hofer, die Jodelkönigin. Als "beste Natur-Jodlerin der Gegenwart" wurde sie vor mehr als 100 Jahren beworben. Sie trat in ganz Österreich und auch im Ausland auf. Über das Leben von Mirzl Hofer ist nur sehr wenig bekannt. Gesichert ist, dass sie 1877 in Graz geboren wurde, unter ihrem bürgerlichen Namen Maria Vidowitsch, den sie später mit einem doch etwas ländlich-uriger klingenden Namen tauschte. Oft wurde sie bei ihren Auftritten als waschechte Tirolerin verkauft.Von der Popularität Hofers um die vorletzte Jahrhundertwende zeugt der Umstand, dass eine Reihe von Tonaufnahmen überliefert sind. Auch im Lied "Das arme Diandl", dessen Aufnahme ebenfalls um 1910 entstand, zeigt Hofer zwischen vielen rollenden "rrr" ihre recht beeindruckenden Jodelkünste.Doch es sind nicht nur knisternde Shellacks, die von Hofer überliefert sind. Die neu entstehende Unterhaltungsindustrie, die neue technische Errungenschaften wie den Phonografen und das Grammofon gewinnbringend zu nutzen wussten, entdeckte bald auch das Medium Film für ihre Zwecke. Bei sogenannten "Tonbildern" wurden bewegte Bilder gemeinsam mit einem synchron laufenden Audioaufzeichnung präsentiert. Es existieren nur eine Handvoll jener "Tonbilder", die so etwas wie die ersten Musikvideos der Popgeschichte darstellen. Und eines davon ist Mirzl Hofer gewidmet.
Das "Stimmphänomen von der Alm" in zünftiger Aktion. Das Filmarchiv Austria hat den "singenden Film" aus dem Jahr 1908 restauriert. Das Showtalent Hofers ist deutlich erkennbar, während die Avancen der reschen Lederhosenträger im Hintergrund sich eher dem Humor der Zeit verdanken.
Um Mirzl Hofer wurde es später sehr still, bekannt ist, dass sie 1955 in Graz verstarb. Die Ausstellung "Pop in der Steiermark 1900 - 2000" widmet der Jodel-Königen von anno dazumal breiten Raum.