"Weil du nur einmal lebst", eine Dokumentation über die jüngste Tournee der Toten Hosen, hatte am Samstagabend Wien-Premiere. "Emotional und nah dran", sollte der Film sein, wie Regisseurin Cordula Kablitz-Post im Gespräch mit der Austria Presse Agentur betonte. Hofberichterstattung wollte man keine, sagte Sänger Campino. "Hätte man darauf geachtet, uns nur von der besten Seite zu zeigen, wäre das Unternehmen gescheitert."

Mehr als eine Million Menschen haben Konzerte der deutschen Rockgruppe auf ihrer Rekordtournee "Laune der Natour" 2018 besucht. "Es ist ein enormes Glück, was mit uns als Band passiert. Wir wissen das auch zu würdigen", sagte Campino. "Letztendlich geht es aber nicht nur um Zahlen, auch wenn die sehr beeindruckend sind. Entscheidend ist, dass wir uns miteinander gut fühlen, dass wir immer noch die Musik machen, die wir lieben."

Der nun in Österreichs Kinos gestartete Film blickt hinter die Kulissen, monatelang begleiteten das Kamerateam und die Regisseurin die Band. Am Ende wurden "aus 200 Stunden Material die besten Momente ausgewählt", wie es Cordula Kablitz-Post beschrieb. "Die Idee war, die Band einmal anders zu zeigen. Ich habe mich gewundert, warum es noch keinen Kinofilm über Die Toten Hosen gab. Darum habe ich mich bei der Band erkundigt, ob sie denn Interesse daran hätten. Dann haben sie erstmal Nein gesagt", schmunzelte Kablitz-Post.

"Generell macht es mir nicht viel Spaß, mir selbst bei der Arbeit zuzuschauen", sagte Campino über seine Bedenken. "Allerdings haben wir gefühlt, dass wir in einer guten Phase stecken. Deshalb wollten wir diese Dokumentation als eine Momentaufnahme. Am Ende hat uns Cordula ein echtes Geschenk gemacht. Sie ist immer am Ball geblieben, auch wenn es mal ruppig wurde." Beim Anschauen mancher Szenen im Film würde er leiden, gestand Campino. Etwa wenn man ihn beim Warmsingen sieht. "Aber gerade jene Momente, in denen man verwundbar aussieht, interessieren die Leute. Diesen Preis waren wir bereit, zu zahlen."

Der Film zeigt Die Toten Hosen in Stadien, Hallen und Clubs, folgt ihnen im Bus, in die Proberäume und bis nach Argentinien. Es sind viele heitere Erlebnisse dokumentiert, aber auch die dunkle Stunden, als man die Tour für Wochen unterbrechen musste, nachdem Campino einen Hörsturz erlitten hatte. "Ein richtiger Schock" sei das gewesen, erzählte Campino im APA-Interview. "Es gibt keine klaren Diagnosen, man weiß nicht, wo er herkommt. Die Heilungsverläufe sind von Mensch zu Mensch verschieden. Man kann nur hoffen. Es ist dann ja gut gegangen, aber die Sorgen und die Ängste sind bis zum Ende der Tour geblieben."

Auch ein Auftritt beim Nova Rock war von den Absagen betroffen und wird heuer nachgeholt. "Es ist noch eine Rechnung offen. Wenn wir da im Sommer hinfahren, wollen wir doppelt gut sein", sagte Campino. Bis dahin können Fans die Wartezeit mit dem neuen Live-Album "Zuhause Live: Das Laune der Natour-Finale" verkürzen, mitgeschnitten bei Heimspielen in Düsseldorf. Man hört eine energiegeladene, perfekt eingespielte Band, angefeuert von einem enthusiastischen Publikum. "Die Leute kommen nicht wegen eines Hits oder nur wegen der Musik zu uns, sondern es geht auch um unsere Einstellung. Das berührt mich sehr", so Campino.

Mit dem Sänger und der Regisseurin waren zur Wien-Premiere auch Campinos Bandkollegen Michael "Breiti" Breitkopf und Andreas "Andi" Meurer gereist. Nach Ende des Films nahmen sich alle lange Zeit, um sämtliche Autogramm- und Fotowünsche zu erfüllen.