Das zermürbende Warten hatte für Salvador Sobral, den Gewinner des jüngsten Eurovision Song Contest (ESC), ein Ende: Dem portugiesischen Schmusesänger, der monatelang schwer herzkrank in einem Hospital in Lissabon lag, ist ein passendes Spenderorgan transplantiert worden. Sobral dürfe sich auf ein ganz normales Leben freuen, prophezeiten seine Ärzte am Wochenende nach der geglückten Operation.
Rückblende: Fans in aller Welt waren geschockt und traurig, als der Gewinner des Eurovision Song Contest im September unter dem Titel "Ate ja" (Bis bald) sein vorerst letztes Konzert gab. Mehrmals brach er in Tränen aus, hielt sich immer wieder die Hände vors Gesicht. Denn er wusste: Kurz darauf würde er "seinen Körper der Wissenschaft übergeben", wie er es selbst nannte. Wenig später wurde Sobral ins Krankenhaus gebracht und lag seither auf der Intensivstation des Hospitals Santa Cruz in Lissabon.
Lange Zeit wartete er dort vergeblich auf ein passendes Spenderherz. Wochenlang drang nur wenig über seinen Zustand an die Öffentlichkeit - aber das portugiesische Nachrichtenportal "Lux" berichtete im November unter Berufung auf eine dem Sänger nahestehende Quelle, Sobrals Zustand sei ernst. Familie und Freunde waren verzweifelt, weil nach eineinhalb Jahren noch immer kein kompatibler Spender gefunden worden war.
Sobral, der am 13. Mai in Kiew mit der zarten Jazz-Ballade "Amar Pelos Dois" (Liebe für zwei) den ESC gewann, stand bereits seit August 2016 auf der Warteliste. "Weihnachten steht vor der Tür, und Salvador Sobral hat nur einen einzigen Wunsch: ein gesundes Herz", schrieb die spanische Zeitung "El Espanol" noch vor wenigen Tagen. Dieser Wunsch wurde jetzt Wirklichkeit. "Die Operation ist sehr gut verlaufen", zitierte die Zeitung "Publico" den Chirurgen Miguel Abecasis. Sobral mache Fortschritte. "Wenn alles gut geht, wird er ein völlig normales Leben haben, und er hofft, dass das sobald wie möglich geschehen wird", so Abecasis.
Allerdings seien gerade in den ersten zwei Wochen nach einer Herztransplantation noch viele Vorsichtsmaßnahmen nötig. Hatten Zeitungen zuletzt noch geschrieben, es sei fast utopisch, dass der frühere Psychologiestudent mit dem kinnlangen Haar am 12. Mai beim Finale des ESC 2018 in Lissabon dabei sein kann, so scheinen die Chancen auf einen Auftritt Sobrals nun zu steigen.
Und noch einen Grund zur Freude gibt es: Erst kürzlich wurde bekannt, dass der einer Adelsfamilie aus Estoril entstammende Musiker Preisträger des European Border Breakers Award (EBBA) 2018 ist. Damit werden neue Künstler oder Bands für ihr erstes international erfolgreiches Album geehrt. Frühere Preisträger waren etwa Adele und Milow.
Derweil laufen in Lissabon die Vorbereitungen für den ESC 2018. In dieser Woche wurde das Bühnenkonzept präsentiert - wiederum erdacht vom deutschen Designer Florian Wieder. Schon mehrmals war der 49-Jährige für die Song-Contest-Bühnen verantwortlich, zuletzt in Kiew. Nun ließ er sich vor allem von der Geschichte Portugals als "Schmelztiegel der Kulturen" inspirieren, wie die ESC-Organisatoren auf der offiziellen Website mitteilten. Dabei spielen Navigation, Meer, Schiffe und Landkarten eine besondere Rolle.
Designer Wieder versprach "eine Reise durch den Ozean der Musik". Mit dieser Bühne in der Altice Arena werde Portugal wieder "zum Navigator und zum Kompass". Die Fans dürfen nun hoffen, auch den amtierenden ESC-Gewinner Sobral auf ihr zu sehen.