Eine Rückschau will man sich nicht gestatten, obwohl das Festival 2024 seine 20. Auflage (oder wie man neuerdings sagt: Edition) erfährt. Die Gegenwart und die Perspektiven auf die Zukunft sind immer noch spannender als der Rückblick, das weiß man beim Elevate seit den zarten Anfängen als sozusagen subkultureller Stachel im Fleisch steirischer Kulturgemütlichkeit.

Diskurs und Pop sind die Standbeine, die Kunst kam in den letzten Jahren verstärkt zum Elevate-Programm dazu. Wobei die Grenzen zwischen Elektronik, Klangkunst und Installation ohnehin ineinander fließen, wie bei der nun schon traditionellen Auftragsarbeit für den Schloßberglift. 2024 kommt die „Elevator Music“ von Dorian Concept, einem der langjährigen Begleiter des Festivals. Denn die Vergangenheit bleibt auch ohne bewussten Rückblick ein ständiger Begleiter. Etwa durch die abermalige Präsenz des Londoner Labels Hyperdub, mit dem man diesmal „Hyperdub 20“ feiert.

Elektro-Stars

Mit Róisín Murphy wird bekanntlich eine der großen Frauen der elektronischen Musik das Festival beenden (das Konzert im Orpheum ist bereits ausverkauft), mit Acts wie Sherelle und Helena Hauff steht aber die nachfolgende Generation natürlich eher im Fokus. Neben viel Clubmusik ist auch das Experimentelle und Heimische stark vertreten. Das steirisch-wienerische Duo Muscle Tomcat Machine wird ein dreistündiges Stück aufführen, an dem zahlreiche Gäste (u. a. Maja Osojnik, Dieb 13) mitwirken, Radian sind ebenso zu erleben wie die französische Ambient-Musikerin Colleen, um einzelne Namen pars pro toto fallen zu lassen.

Eröffnungsrednerin im Orpheum ist Oleksandra Matwijtschuk, die Leiterin des mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten Center for Civil Liberties. Zur Eröffnung hat auch das einige eher retrospektive Projekt Premiere: Sebastian Brauneis hat den Film „while...“ gestaltet, der in Dauerschleife und als Ausstellung die fünf Festivaltage begleitet.

Szene aus dem Film „Breaking Social“

Das Festivalthema „Western Promises“ wird von einigen Schwerpunkten im Diskurs begleitet: Es geht um Handlungsfähigkeit im Angesicht der Klimakrise, um Demokratie und KI sowie um eine Inventur der Demokratie im Superwahljahr 2024. Diskurs-Kuratorin Irina Nalis begrüßt dazu nicht nur Dutzende Diskutanten, darunter Milo Rau von den Wiener Festwochen, Andrew Ringsmuth vom Wegener Center für Klimaforschung und Extremismusforscherin Julia Ebner, es gibt auch Filmvorführungen wie die schwedische Doku „Breaking Social“. Das Festival möchte sich, so Nalis, hier auch als „Resonanzraum“ sehen, in dem man die übliche Schwarz-Weiß-Freund-Feind-Prinzip und den „Bekenntniszwang“ der sozialen Medien hinter sich lässt.

Alle Infos und Tickets: elevate.at (neben dem Konzert von Róisín Murphy sind auch Festivalpässe ausverkauft, es gibt noch Tagespässe und Einzelkarten)

Die britische DJ Sherelle
Die britische DJ Sherelle © Sherelle