Das Torero-Plattencover muss man nicht mögen, der Autor hält jedenfalls zum Stier. Diese Musik könnte einem aber umso mehr ans Herz wachsen: The Kills, fest zwischen Coolness und versiffter Rotzigkeit verortetes britisch-amerikanisches Duo, sind mit Nachdruck zurück. „God Games“ bietet die Qualität vergangener Alben (das letzte datiert schon von 2016), geht aber durchaus frische Wege. „Neo Noir“, schrieb da jemand.
Alison Mosshart und Jamie Hince legten beim Komponieren die Gitarre immer wieder zur Seite und dachten sich neue Songs unter der Zuhilfenahme von Drum-Computer, Diskont-Synthies und Trompete aus. Der Trick funktionierte, und die fertigen, frisch klingenden Songs bieten trotz einiger Elektronikverzierungen noch immer genug verzerrte Gitarren, um die Nachbarn zu fordern. Schlackenfreier Rock, ungehobelt dargebracht und von Mossharts atemberaubender Stimme getragen. Die White Stripes quittierten vor Jahren den Dienst – die Kills scheinen vital und insgesamt angemessen modernisiert.
Hince, der übrigens einmal mit Kate Moss verheiratet war, bewahrte sich in der Bandpause seine Neugierde und betrieb allerlei andere Projekte. Die Ideen scheinen dem Zweigespann nicht auszugehen. Dass er seine musikalische Partnerin ermunterte, auch Lieder zu schreiben, bescherte dem Album mehr Pop-Anteile. Man wähnt sich in einem Klub mit dem einen oder anderen Kaltgetränk in Händen dieser nachtgeborenen Musik lauschend.
Diese Welt ist ein echter Sanierungsfall: Songs wie „New York“, „103“ oder das einen Gospelchor auffahrende „LA Hex“ retten sie nicht, bescheren der Hörerin/dem Hörer aber ein befriedigtes Grinsen und rhythmisches, instinktives Mitwippen mit diversen Körperteilen. Großartig auch das gewitzt betitelte „Wasterpiece“. Irgendwie klingt „God Games“ (dieser Begriff bezeichnet übrigens ein Computerspielgenre, bei dem der Spieler mit umfassenden Fähigkeiten und Aufgaben ausgestattet ist) nach Apokalypse – mit Drive und Spaß.
Bewertung: ★ ★ ★ ★ ★ (5/5)