Peter Simonischek fehlte bei der Oscar-Verleihung am roten Teppich vor dem Dolby Theatre in Hollywood - weil "Toni Erdmann"-Regisseurin Maren Ade nur eine Person als Begleitung auf den Red Carpet mitnehmen durfte, wie sie im Interview mit "ProSieben"-Reporter Steven Gätjen erzählte.
"Wir haben versucht, ihn mitzunehmen, aber das haben sie uns verboten", sagte Sandra Hüller, Simonischeks Co-Star in der für den Auslands-Oscar nominierten Vater-Tochter-Tragikomödie. Damit blieb es vorerst auch unklar, ob der steirische Schauspieler sein falsches Gebiss aus dem Film zur Gala mitgebracht hat. "Ob er es dabei hat, wissen wir nicht, aber bei ihm müssen wir mit allem rechnen", scherzte Hüller, die - wie Ade - auf dem Red Carpet lässig Kaugummi kaute und ihre Familie in Deutschland grüßte.
Trotz einiger dichter, stressiger Tage vor Ort wirkten sowohl Ade als auch Hüller bestens gelaunt. "Die machen das wirklich toll", meinte Ade in Bezug auf diverse Veranstaltungen für die Nominierten im Vorfeld der Verleihung, "sodass man sich irgendwie schon wie ein Gewinner fühlt." Es sei "lustig, aber natürlich auch ein bisschen surreal. Und ich muss sagen, dass ich mit dem Typ Film, den ich mache, nie gedacht hätte, dass ich mal für den Oscar nominiert werde."
Die deutsch-österreichische Koproduktion "Toni Erdmann" war eines von fünf Werken, die in der Kategorie "Bester fremdsprachiger Film" nominiert gewesen sind. Die Auszeichnung ging letztendlich an den iranischen Beitrag "The Salesman" von Regisseur Asghar Farhadi. "The Salesman" erzählt von einem Ehepaar, das nach einem brutalen Überfall auf die Frau nicht die Polizei einschaltet, sondern Selbstjustiz übt. Das Werk wird so zu einem Drama um Schuld, Vergebung, Würde und Moral. Für Farhadi ist es der bereits zweite Auslands-Oscar nach "Nader und Simin - Eine Trennung" 2012.
Maren Ades Erfolgsfilm mit Peter Simonischek in der Titelrolle hatte im Vorfeld lange als Favorit für den Preis gegolten. Nach dem von US-Präsident Donald Trump verfügten und später von US-Bundesgerichten wieder aufgehobenen Einreiseverbot für sieben mehrheitlich muslimische Länder war "The Salesman" jedoch vorgerückt - ist ein Preis für den Iran, der zu den betroffenen Ländern zählt, doch auch ein politisches Statement.
Farhadi blieb der diesjährigen Gala aus Protest gegen die neue US-Einwanderungspolitik fern. Eine Vertreterin verlas auf der Bühne ein Statement des Regisseurs, der davor warnte, die Welt "in Kategorien von 'uns' und 'den Feinden' einzuteilen". Dies würde zu Furcht und in weiterer Folge zu Kriegen führen. "Diese Kriege verhindern Demokratie und Menschenrechte in Ländern, die ihrerseits bereits Opfer von Aggression waren."