Mit seinem ersten Oscar-Gewinn ist Casey Affleck endgültig aus dem Schatten seines älteren Bruders, des zweifachen Oscar-Preisträgers Ben Affleck getreten. Dazu musste er in dem Drama "Manchester by the Sea" nicht groß auftrumpfen. Im Gegenteil: Affleck wächst so sehr in die Rolle des von Schuldgefühlen zerrissenen Lee Chandler hinein, dass man schnell vergisst, dass hier gespielt wird.

Glück für Affleck, dass Matt Damon aus Zeitgründen in letzter Minute von der Hauptrolle absprang und nur noch als Produzent an Bord blieb. Mit seinem packenden Porträt des unnahbaren Einzelgängers, der über ein Familientrauma nicht hinwegkommt, räumte Affleck die wichtigsten Preise der Saison ab - und setzte sich in der abgelaufenen Oscar-Nacht gegen Stars wie Denzel Washington und Ryan Gosling durch.

Wie seine Filmfigur Chandler wuchs auch der am 12. August 1975 geborene Affleck im Arbeitermilieu im Ostküstenstaat Massachusetts auf. Nach kleinen Rollen, etwa an der Seite seines Bruders in "Good Will Hunting" (1997) und in der "Ocean's"-Trilogie, fiel er mit dem Western "Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford" auf. Die Nebenrolle als junger Killer brachte ihm 2008 seine erste Oscar-Nominierung ein.

Die erste Hauptrolle verdankte Casey seinem Bruder Ben, der ihn für sein Regiedebüt "Gone Baby Gone - Kein Kinderspiel" vor die Kamera holte. Das ist zehn Jahre her. Seitdem führte der zweifache Vater und Ex-Mann von Schauspielerin Summer Phoenix auch selbst Regie ("I'm Still Here"). Als Oscar-Preisträger packt er nun das Vater-Tochter-Drama "Light of My Life" in dreifacher Rolle an: als Autor, Regisseur und Hauptdarsteller.