Auf einem Rockfestival funktionieren nur härtere Spielarten der Musik? Irrtum. Donnerstagnacht belehrte die australisch-britische Drum-and-Bass-Band Pendulum in ihrer Live-Besetzung Zweifler eines Besseren. Trotz starker Konkurrenz auf der roten Bühne - In Flames sind stets ein Garant für beste Festivalstimmung - füllte die Combo das Kerngelände bestens aus. Bessere Moshpits gab's an den bisherigen Festivaltagen nicht einmal bei den Architects. Bis in die letzten Reihen wurde zu Hits wie "Watercolour" oder "Tarantula" ausgelassen getanzt. Im Unterschied zum reinen DJ-Set funktioniert Pendulum Live auch auf Rockfestivals bestens - dem charismatischen Rob Swire und seiner außergewöhnlichen Stimme sei Dank. Macht Spaß, ist leicht verdaulich, passt - Außenseiter hin oder her.
Das Alter? Zu alt
So gar nichts gepasst hat zur Enttäuschung Tausender Fans bei dem heiß ersehnten Auftritt der US-Punk-Rocker von Blink-182. Zu einem großen Teil machte der katastrophale Sound das Konzert zur Geduldsprobe, schon zu Beginn verliehen Fans ihrem Unmut lautstark Luft. "Wir erkennen die Songs nur an den Lyrics, das ist eine Katastrophe", war zu hören.
Ausbaufähig war leider auch der Auftritt von Mark Hoppus & Co selbst. Bemüht, engagiert, aber irgendwie sprang der Funke nicht über - trotz schweißtreibenden Einsatzes von Drummer Travis Barker, der im übrigen das Geheimnis ewiger Jugend für sich gepachtet zu haben scheint. Trotzdem: Der Blink-Superhit "What's My Age Again" erhält an diesem Abend eine frappierende neue Bedeutung. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Band ihren jugendlichen Songs entwachsen ist. An der Songauswahl lag der eher missglückte Auftritt jedenfalls nicht: "Miss You", "Down", "First Date" - da war alles dabei, was das Fanherz an sich sehnlichst begehrt. Nova Rock 2017 ist wohl ein schlechter Boden für Jugendhelden.
Laut, dreckig, gut
Kontrastprogramm derweil auf der roten Bühne: Die Festival- und Nova-erprobten In Flames lieferten eine solide Show, die wenig Überraschungen bereit hielt. Den Fans war's egal, sie bekamen, was sie erwarteten. Als würdige Headliner für Tag zwei erwiesen sich danach die kalifornischen Thrash-Metaler von Slayer. Sie waren laut, dreckig, witzig, kämpften aber auch mit leichten Tonproblemen. Noch vor offiziellem Ende der Shows verließen heute jedenfalls Hunderte Fans das Kerngelände beider Bühnen gen Campingplätze. Da ist stimmungsmäßig noch Platz nach oben.
Am heutigen Freitag erwarten uns Kreator, Prophets Of Rage, System Of A Down, Knife Party und Beginner - der definitiv bunteste Mix dieses Festivals.