Mit dem traditionellen Eröffnungskonzert am Rathausplatz sind am Freitagabend die Wiener Festwochen, heuer erstmals unter der Intendanz von Tomas Zierhofer-Kin, gestartet. Dieses Mal war der Auftakt als orchestrale Pop-Party angelegt, die mit Balkan-Ska oder Spoken Word einen recht breiten Genre-Bogen spannte. Getragen wurde die Show freilich von den Wiener Symphonikern und Conchita Wurst.
Den Anfang machte allerdings die Politik. Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) nahm die offizielle Begrüßung vor, pries Wien als weltoffene und vielfältige Stadt und freute sich, dass die Festwochen dank neuer Leitung dieses Jahr "so viel Neues bieten". Ab dann übernahm Conchita, Song-Contest-Gewinnerin aus 2015, die Zügel. Die bärtige Diva gab nicht nur die stilsichere Showmoderatorin, sondern erfreute das Publikum mit einer Handvoll eigener und gecoverter Hits. Den Anfang machte - nomen est omen - der "Love Story"-Klassiker "Where Do I Begin".
Später folgten Nummern aus dem Wurst'schen Eigenrepertoire wie "Heroes" und - als einer der großen Höhepunkte des vielfältigen Auftakt-Events - das Song-Contest-Siegerlied "Rise Like A Phoenix". "Ich habe vor zwei Jahren diesen Gesangswettbewerb gewonnen", erinnerte sich die Künstlerin und schickte bei der Gelegenheit Grüße nach Kiew, wo am Samstag der Österreicher Nathan Trent sein Bestes beim diesjährigen Song Contest versuchen wird.
Musikalische Opulenz
Für die musikalische Opulenz sorgten für einen Gutteil des Abends die Wiener Symphoniker. Doch anstatt Klassik blieb die Popkultur tonangebend, was angesichts der Tatsache, dass Zierhofer-Kin vor Übernahme der Festwochen das Donaufestival in Krems geleitet hatte, nur stimmig war.
Conchita bestritt die Freiluft-Sause, die nicht zuletzt dank prächtigem, weil lauem und trockenem Frühsommerwetter üppig besucht war, natürlich nicht alleine. Zahlreiche Gäste teilten sich die Bühne mit der in viel Goldglitzer - anfangs am Oberteil, später am Beinkleid - gewandeten Gastgeberin. MoZuluArt verbanden ein Joseph-Haydn-Menuett mit Sounds aus Zimbabwe, Harri Stojka sorgte mit flinkesten Gitarrengriffen etwa bei der Roma-Hymne "Gelem Gelem" für Furore und Yasmo erteilte mit einer Spoken-Word-Einlage dem Bösen in der Welt eine Abfuhr.
Weil man zu zweit weniger allein ist, wurden für das Festwochen-Opening eigens Duette einstudiert. Conchita sang mit Willi Resetarits, mit Lylit alias Eva Klampfer - sie hat schon mit Parov Stelar gewerkt - und Georgij Makazaria. Sie habe bisher drei berühmte Männer geküsst, erzählte Frau Wurst: Jean Paul Gaultier, Elton John und Ricky Martin. Vielleicht werde Georgij ja der vierte Auserwählte. Tatsächlich schmiegte sich der Russkaja-Frontman bei "Summer Wine" an seine Duettparnterin, legte einen Lamourhatscher mit selbiger aufs Parkett und zündete schließlich mit seiner Band zwecks "Energia"-Schub die Balkan-Ska-Rakete.
Als große Klammer hielt die Zelebrierung der unterschiedlichen Lebensweisen, der Toleranz und Vielfalt die Party zusammen. Nur logisch, dass Conchita am Ende die Hymne der Gaycommunity intonierte: "I Am What I Am". "Nur wenn man sich selbst akzeptieren und respektieren kann, kann man auch andere akzeptieren und respektieren", gab sie dem Publikum nach eineinhalb Stunden mit auf den Heimweg.