Am Anfang von Joesi Prokopetz' Karriere stand das Ende des "Hofa" - zeichnete doch das am 13. März 1952 in Wien geborene Multitalent 1971 für den bitterbösen Text von Wolfgang Ambros' Gassenhauer verantwortlich. Prokopetz selbst zog es in Folge erfolgreich auf die Pop-, Theater-, Fernseh- und Kabarettbühne. Mit "Vollpension" erklimmt er letztere anlässlich seines nun anstehenden 65ers erneut.
Mit "Da Hofa" ebneten der damals erst 19-Jährige und der Liedermacher Ambros dem Austropop gewissermaßen den Weg. Auf diesem Pfad waren die beiden auch über längere Zeit hinweg unterwegs, entstanden doch Songs wie "Du bist wia die Wintersun", "Es lebe der Zentralfriedhof" oder "Die Blume aus dem Gemeindebau", alle gesungen und gespielt von Wolfgang Ambros, in Zusammenarbeit. Gemeinsam mit Ambros und Jugendfreund Manfred Tauchen zeichnete Prokopetz auch für das zum Kult avancierte Rustical "Der Watzmann ruft" (1974) verantwortlich. Die Liedtexte des Originals stammen alle aus der Feder von Prokopetz, der auch für die Austropopgrößen Stefanie Werger und Wilfried textete.
Neue Deutsche Welle
Anfang der 1980er Jahre schaffte es Prokopetz - erneut zusammen mit Manfred Tauchen sowie Annette und Inga Humpe - mit der Neue Deutsche Welle-Gruppe Deutsch-Österreichisches Feingefühl (DÖF) europaweit in die Charts. Von Hits wie "Codo - ich düse im Sauseschritt" oder "Taxi" wurden mehr als eine Million Singles verkauft. Zudem standen damals knapp eine halbe Million verkaufte LPs zu Buche. In der Folge konnte Prokopetz auch eine sehr erfolgreiche Solokarriere lancieren, der etwa die Songs "Na guat daunn net" und "Sind Sie Single" entstammen: beide schafften es an die Spitze der heimischen Charts.
In den 1980ern reüssierte er als Werbeunternehmer. Dass er auch andere Kultfiguren erschaffen kann, bewies der Wiener Ende der 1980er Jahre, als er für eine eigene Radiosendung den Charakter "Alfons Rädl" schuf. Mit der kauzigen Kultfigur landete er einen österreichweiten Erfolg. Daneben wurde Prokopetz zum bekannten Fernseh-Gesicht, war er doch dem ORF als Moderator der TV-Shows "Club Silvester", "Checkpoint" oder "Checkpoint live" jahrelang verbunden. In den vergangenen Jahren war er oftmaliger Gast in der ORF-Fernsehrateshow "Was gibt es Neues?" sowie in den Comedy-Formaten "Bist du deppert" oder "Sehr witzig - Der Witze-Stammtisch" auf Puls 4 oder "Zum Brüller! - Der Komedy Klub" auf Servus TV.
Ein großer Kleinkünstler
Trotzdem sei er "ein Leben lang Kleinkünstler geblieben", wie er der APA erklärte. Als Kabarettist auf Solopfaden wandelt Prokopetz seit 1997 und wundert sich etwa im erst im vergangenen Jahr wieder aufgenommenen Programm "Giraffen können nicht husten!", dass Batman nicht aufs Klo muss, während er etwa gemeinsam mit Sigrid Hauser, Georg Markus und Clemens Schaller 2008 im Stadttheater Walfischgasse auf den Spuren Karl Farkas' wanderte. Als Kabarettist sieht er sich allerdings nur bedingt: "Man nennt mich Kabarettist, weil es nichts anderes gibt. Das zeitnahe Kritische habe ich nicht. Ich bin maximal ein Satiriker." Mit der Bezeichnung des Finanzamtes "Autor mit eigenem Vortrag" könne er aber ganz gut leben.
Neben seinen Bühnenaktivitäten fand er immer wieder Zeit, satirische Bücher zu verfassen, etwa "Hose runter - Enthüllungen eines Kabarettisten" (2007), in dem er das eigene Umfeld gewohnt amüsant seziert. Seit 2015 zeichnet Prokopetz als Intendant des Kabarett- und Kleinkunstfestivals Ybbsiade auch selbst federführend für eines der wichtigsten Festivals der Szene verantwortlich.
Der Nachtwandler
Abseits musikalisch-kabarettistischer Auftritte fühlt sich Prokopetz auch auf Theaterbühnen zu Hause und spielte etwa 1998 bei den Nestroy-Festspielen auf Burg Liechtenstein die Hauptrolle in Nestroys "Die beiden Nachtwandler". 2015 verschlug es ihn in "Eine Nacht in Venedig" auch auf die Operettenbühne der Seefestspiele Mörbisch. Im Jahr darauf feierte das Stück "Die Drei von der Zweigstelle" von Joesi Prokopetz und Fritz Schindlecker in Wien seine Uraufführung. Bereits 2003 erhielt Prokopetz das goldene Verdienstzeichen des Landes Wien, 2009 den "Salzburger Stier" und seit dem selben Jahr darf er auch auf den Professorentitel zurückgreifen.
Am Tag seines 65. Geburtstages stellt Prokopetz mit "Vollpension - Blick zurück nach vor" sein neues Programm im Wiener Orpheum vor. Dabei rekapituliert er - zum ersten Mal seit zehn Jahren auch wieder unter Mitwirkung von Alfons Rädl - sein bisheriges wechselvolles Bühnenleben. Mit einem neuen Album sei in absehbarer Zeit nicht zu rechnen: "Das CD machen überlasse ich den Jungen. Wenn schon Lieder, dann Couplets für meine Programme", erklärte er. Letztere steuert er auch zu "Lumpazi Vagabundus" im Sommertheater Stockerau (Premiere am 27. Juni 2017) bei. Darüber hinaus werde er bei der Produktion auch einige Rollen übernehmen. Im Herbst steht außerdem die Veröffentlichung eines neuen Buches an.