Er hackelte früher einmal auf dem Matzleinsdorfer Friedhof. Hört man sich die Lieder von Voodoo Jürgens an, fühlt man sich schnell hineingepflanzt in den unaufgeräumten Wiener Vorstadtschick – in die Tschocherln, Bahnhofrestis und Kadaverfabriken. Gespielt wird der neue Austropopdarling aber in den hippen Hauptstadtlokalen rund um den Yppenplatz oder den Praterstern.


Kurz gesagt: Die Amore mit dem Wiener Dialektpop geht munter weiter. An Voodoo Jürgens – dem schlaksigen Strizzi mit Vokuhila, ausgebeulten Hosen und fetten Goldketten – kommt im Moment niemand vorbei. Neuerdings führt der FM4-Liebling mit seinem unlängst erschienenen Album „Ansa Woar“ (auf Hochdeutsch: Einserware) auch die Ö3-Charts an.
Wie aus der Zeit gefallenes Wienerisch verleiht den Songs wie „Heite grob ma Tote aus“, „Gitti“, „Tulln“ oder „Weh au Weh“ den leiwanden Feinschliff: Es hagelt „Detschn“, es wird „geschlatzt“, „gespiebn“, „Schul gestangelt“ und irgendwer will immer irgendwen „hamdrahn“. Jürgens besingt Außenseiter, Aufschneider, Randfiguren und andere zwielichtige Gestalten.


Ein Wiener Original, als das sich der detailverliebte Kunstschlurf mit der schranzigen, mit Pickerln übersäten Akustikgitarre inszeniert, ist er eigentlich nicht. Hinter dem Soloprojekt steckt der 33-jährige David Öllerer, der in Tulln an der Donau aufgewachsen ist und später eine Konditorlehre geschmissen hat.

Seit Jänner 2015 sorgt der Gschichterldrucker mit seiner Gitarre für bummvolle Wiener Beisln und seitdem er das Wiener Popfest eröffnet hat, hat der Hype um seine Person das Tempo eines Absinthrausches aufgenommen. Jürgens bestritt das Vorprogramm für Wanda oder The Libertines, mit Frontmann Pete Doherty ist er seit Jahren bekannt, und von der ausverkauften Albumpräsentation im Flex berichtete die ZiB 24.
„In den Tschocherln bin ich sehr gern“, sagt er. Dort wienert seine Musik auch am hinreißendsten. Wer das erleben will, sollte sich beeilen. Denn die Konzerthallen von Berlin bis Zürich werden immer größer.