Georg Danzer wäre am 7. Oktober 70 Jahre alt geworden. Der begnadete Texter, Musiker und sozial engagierte Mahner ist vor neun Jahre an Lungenkrebs gestorben. Welche Lücke der "Schurli" in der heimischen Popszene hinterlassen hat, verdeutlichen das neue Buch "Träumer", zahlreiche Wiederveröffentlichungen auf Vinyl und die erste "Best of" Zusammenstellung von Danzer-Konzertmitschnitten.

"Suche sie und du wirst wissen, was Leben ist. Denn nur wer die Wahrheit sucht, lebt wirklich", heißt es in Danzers Song "Der Tätowierer und die Mondprinzessin", abgedruckt in "Träumer". Das Buch, herausgegeben von dem langjährigen Danzer-Manager und sorgfältigen Nachlassverwalter Franz Christian "Blacky" Schwarz, enthält "bekannte und unbekannte Texte", wie schon der Untertitel verrät. Man stößt auf populäre Lieder, darunter das wunderbare "Große Dinge", aber auch bisher unveröffentlichte literarische Miniaturen, Gedichte und Selbstreflexionen.

Danzer führt ihn eine Zeit des Aufstandes der jungen Generation gegen die konservative Gesellschaft: "'Hey Mister Tambourine man' lag in der Luft, es war die Zeit der Protestsongs, Armyparkas, gekauft in der Berggase, die Reise nach Kabul, Kathmandu, scheiß auf die Erwachsenen, 'Nieder mit Emil Zotter!'. Emil Zotter war der Besitzer der 'Palette' und erteilte Lokalverbote mit der Willkür und Überheblichkeit, mit der mittelalterliche Päpste den Bannfluch aussprachen."

Der Georg, "aufgewachsen am Gürtel, Vorstandgegend von Wien, Vater Beamter, Mutter Angestellte, fast Scheidung, dann doch nicht, ich in den Hort, Schule" berichtet von sich. "Ich hatte fast immer Angst. Ich ging fast täglich ins Kino. Ich rauchte zwanzig Zigaretten täglich, mit dreizehn." Er schreibt über das Musikgeschäft, erzählt Märchen und seine Beobachtungen bleiben aktuell: "Die Art, wie 'Erwachsene' miteinander umgehen, erinnert mich oft an ein ritualisiertes Kindheitsverhalten. Angstmachen, Drohen, Zuschlagen. Eine Gruppe von unsensiblen Vollidioten macht sich über einen Einzelnen her."

Rare LP-Zweitauflagen

Auch Danzers Lieder haben nichts von ihrer Kraft und Relevanz verloren. Nachhören lohnt sich: Zum 70-er erscheinen etwa die rare LP-Zweitauflage vom Erfolgsalbum "Du mi a" (inklusive "Wie woa Weihnachten") sowie die Platten "Grosse Dinge", "Nahaufnahme", "13 schmutzige Lieder" und "Ollas leiwand" remastered im Originalartwork. Außerdem kommt "Lass mi amoi no d'Sunn aufgeh' segn", eine Kopplung von Liveaufnahmen, auf Vinyl und CD in den Handel.

Georg Danzer "ist der uneingeschränkte König des Wiener Chansons", sagte Rainhard Fendrich, der mit seinem Kollegen bei A3 mitwirkte, in einem Interview mit der APA. Er war ein "ein hochgebildeter, sehr witziger, sehr belesener, teilweise auch sehr cholerischer, aber wunderbarer Mensch und Liederschreiber". Sohn Andreas schreibt im Nachwort von "Träumer" über seinen Vater: "Er war mein Vogel, der versuchte mir das Fliegen beizubringen."