Es begann mit heißen Temperaturen und coolen Besuchern und endete genau umgekehrt: Der "Warm up-Day", quasi Tag null bei Nova Rock, neigt sich dem Ende zu.

Doch von Beginn an: Die Anreise verlief ruhig, die ungewöhnlich strengen Polizeikontrollen trugen dazu bei. Entgegen aller Wetterprognosen glühte die pannonische Steppe um die Mittagszeit förmlich vor Hitze, die (meist viel zu warm angezogenen) Besuchern kamen beim Schleppen von Bierkisten, Zelten und Essensvorräten ganz schön ins Schwitzen.

Die ersehnte Abkühlung kam dann intensiver, als den meisten lieb war. Ab dem Nachmittag schüttete oder regnete es im Stundentakt – aber das sind echte „Nova Rocker“ ja gewohnt. Nicht gewohnt ist man das Zahlen ohne Bargeld. Entgegen aller Vorab-Befürchtungen von Fans kollabierte das neue elektronische Zahlsystem mittels Karte aber nicht in der ersten Stunde. Übrigens auch nicht in der nächsten, bis Ende des Tages überhaupt nicht.

Bei all der Festival-Wiedersehensfreude geriet die Musik fast in den Hintergrund. Freilich nur fast – angesichts des mauen Wetters und der fehlenden Auswahl (nur die blaue Bühne wurde bespielt) versammelte sich ein Großteil aller Besucher im Kerngelände. Belohnt wurden sie mit dem ersten Österreich-Auftritt der US-Rocker von Breaking Benjamin. Die haben dank Flugangst von Sänger Benjamin Burnley eine neun Stunden lange Schifffahrt hinter sich, lieferten trotzdem eine energiegeladene Show. Nur die Cover, etwa von Nirvanas "Smells Like Teen Spirit", könnte man in Zukunft getrost weglassen.

Optischer Tiefpunkt des gestrigen Tages: Puscifer, ein Projekt von Maynard James Keenan. Halbnackte Tänzer in Latex-Wrestling-Optik und seltsame Verrenkungen: Muss man nicht gesehen haben. Da präsentierte sich sogar das Publikum geschmackvoller. Mit Einhorn-Overalls, Spiderman-Jumpsuits und Atemschutzmasken - nach dem Motto: Auffallen um jeden Preis.

Beim Auftritt der schwedischen Wikinger-Rocker Amon Amarth kamen Fans voll auf ihre Kosten, übertönten ihre Idole gar an Lautstärke. Keine leichte Kost für alle jene, die sich nur ihren Platz für Billy Talent in eine der vorderen Reihen freihielten. Im Nachhinein aber eine gute Taktik - in der Pause zwischen Amon Amarth und Billy Talent kam es zu tumultartigen Szenen bei den Eingängen zum "Wave Breaker", also dem Bühne-nahsten Teil des Geländes. Betrunkene Fans drängten so brutal nach vorne, dass Ordnungshüter mit Megaphonen und Plakaten anrückten. "Hört sofort auf zu drängen. Ihr verletzt damit andere Besucher" war zu lesen. Die überhitzten Fans ließen sich nur mit Mühe bändigen - und das, obwohl die Temperaturen in der Nacht recht frisch waren.

Die Kanadier von Billy Talent lieferten eine gewohnt energiegeladene Show samt kluger Taktik. Gestartet wurde gleich mit einem alten Hit: Devil in a midnight mass. Warum, erklärten am Nachmittag Leadgitarrist Ian D'Sa und Bassist Jonathan Gallant: "Das Publikum ist in jedem Land großartig, aber überall singen sie andere Songs mit. In Österreich sind es viele alte Nummern, wie Fallen Leaves zum Beispiel." Weiser Rat zum Schluss der Show: "Helft euch, kümmert euch. Wenn jemand hinfällt, helft ihm auch. Helfen ist großartig!"

Mit Korn fand Tag eins einen würdigen Abschluss. Die Metal-Legenden aus Kalifornien lieferten eine routinierte, aber trotzdem leidenschaftliche Show. Und spätestens bei "Coming Undone" blieb keiner an seinem Platz. Gute Zeichen also für Tag zwei.