Der VIP-Bereich ist ja super. Feines Futter, viele Getränke, weiße Ledersofas, auf denen man gut lümmeln kann – aber der Sound auf der Tribüne: grauslich, breiig, immer wieder vom Winde verweht. Pünktlich um 21.20 Uhr entern Muse am Freitag die „Soulstage“ und jagen den Song „Psycho“ von ihrem neuen Album „Drones“ in den lauen Sommerabend. Ein Konzeptalbum übrigens, auf dem es um die Verunmenschlichung eines Soldaten geht; ein Album auch, auf dem Muse nach dem Elektronikgezwitscher ihrer letzten beiden Alben zu ihren Rockwurzeln zurückkehren. Aber, der Sound: Im Gegensatz zur Stimmung unter den rund 30.000 Zuhörern gar nicht „funtastisch“.

Unten dann, im Wavebreaker direkt vor der Bühne, klingt alles klarer, schärfer und endlich auch soundmäßig „funtastisch“. Das Trio rund um den zappeligen Frontmann Matthew Bellamy liefert dann ein kompaktes Set, eine Mischung aus alten Hadern und Songs aus dem neuen Album, die nahtlos ins Programm passen und ebenso heftig beklatscht werden. „New Born“, „Plug In Baby“, „Super Massive Black Hole“, das ist fiebrige Gitarrenkost vom Allerfeinsten, garniert mit einer üppigen Lichtshow und aufwendiger Inszenierung auf den Videowänden.

Vergessen wir nicht, dass hinter dem charismatischen Bellamy zwei grandiose Systemerhalter stehen. Christopher Wolstenholme ist ein ganz schlimmer Finger am Bass, Dominic Howard ein schweißtriefender Berserker am Schlagzeug. Gemeinsam erzeugt das grammyprämierte Trio gehörigen Druck und liefert das Kraftwerk für seine pathosgeladenen Hymnen.

„Knights Of Cydonia“

Eingeleitet mit einem Ennio Morricone-Mundharmonika-Intro geht der fulminante Auftritt mit „Knights Of Cydonia“ in die Zielgerade. Vorher flattern noch Konfetti-Schlangen durch die noch immer laue Nacht, dann schweben plötzlich riesige schwarze Luftballons ins Publikum. „Don't Grow Up, It's A Trap“ hat ein mittelalterlicher Herr auf seinem Leiberl stehen. „Werde nicht erwachsen, es ist eine Falle.“ Wie wahr. Und wie schön, dass die Zuhörer gar nicht daran denken, in diese Falle zu tappen – sondern wie ausgelassene Kinder mit den Riesenballons spielen.