Mit 1. Juli hat die Regierung die "Wiener Zeitung" als tägliche Printzeitung eingestellt. Viele Redakteurinnen und Redakteure mussten das Medienhaus verlassen. Nun hat sich eine ca. zehnköpfige Gruppe von Ex-WZ-Schreibern formiert, um "Das Feuilleton" auferstehen zu lassen. Bei erfolgreichem Crowdfunding sind pro Jahr zehn Printausgaben vorgesehen, die sich auf Kultur, Medien, Zeitgeschehen und Debatten abseits des tagesaktuellen Geschäfts konzentrieren.

"Wir stehen hier, weil wir nicht vorhaben, uns von einer verantwortungslosen Politik aus dem Journalismus treiben zu lassen. Wir stehen hier, weil wir zutiefst davon überzeugt sind, dass in der ohnehin auf eine karge Ödnis zusammengeschrumpften Diskurslandschaft dieses Landes auf eine weitere Stimme nicht einfach so verzichtet werden kann", hält Bernhard Baumgartner im Leitartikel der soeben erschienenen 24-seitigen Nullnummer fest. "Das Plus des Feuilletons in der 'Wiener Zeitung' war unser Anspruch, die Leserinnen und Leser mit Geschichten abseits des üblichen Nachrichtengeschehens zu überraschen. Wir haben das 'Wiener Zeitung'-Feuilleton-Feeling auf ein neues Produkt übertragen. Aber wir machen nicht die 'Wiener Zeitung' neu. Dieses Produkt steht für sich alleine", so Baumgartner gegenüber der APA.

Der frühere stv. Leiter des Feuilleton-Ressorts in der "Wiener Zeitung" ist wie auch die vormalige Feuilleton-Leiterin Christina Böck und Filmspezialist Matthias Greuling Teil des Herausgebergremiums. Böck fungiert zudem als Chefredakteurin. "Wir wollen mit gut recherchierten und brillant geschriebenen Texten punkten", stellt sie im APA-Gespräch klar. An Bord seien noch viele Autorinnen und Autoren der ehemaligen "Wiener Zeitung" – etwa Judith Belfkih, Clemens Marschall und die Kolumnisten Severin Groebner und Walter Gröbchen. "Wir hoffen, dass sich noch weitere anschließen", so Böck. Auch sei man offen für Ideen von außen.

75.000 sollen den Start ermöglichen

Werden 75.000 Euro erreicht, wäre "Das Feuilleton" für ein Jahr und damit zehn Ausgaben – die erste ist für Dezember geplant – finanziert. Ein reguläres Jahresabo kostet 60 Euro, ein Förderabo 120 Euro. Aber auch niedrigere und höhere Beiträge können in das Projekt investiert werden. "Wir sind der Meinung, dass es Leute gibt, die bereit sind, dafür zu zahlen. Die Frage ist, ob wir sie erreichen", so Baumgartner, der auch ein E-Paper in Aussicht stellt. Kostenlos zugänglich mache man nur einzelne Artikel auf der Homepage.

Die Nullnummer wurde im Alleingang finanziert. Als Medieninhaber scheint der Verein zur Förderung des österreichischen Feuilleton-Journalismus auf. Dieser wurde eigens für die Zeitung als Non-Profit-Organisation gegründet. Jeder Euro, der eingenommen wird, werde in den Journalismus investiert, verspricht Baumgartner. Man gelte zwar Texte nach branchenüblichem Honorar ab, aber stelle beispielsweise niemanden an.

Damit kann "Das Feuilleton" auch "kein Rettungsring" für Journalistinnen und Journalisten sein, weil dazu die Mittel fehlen würden, erklärt Böck. "Solange uns jemand lesen will, schreiben wir gerne. Egal, ob wir irgendwo anders Jobs haben oder nicht", sagt die Chefredakteurin.