Adam Sandlers Familienimperium geht in die nächste Generation: Im aktuellen Film der hauseigenen Lachschmiede Happy Madison gibt der König der modernen Blödelkomödie den Staffelstab an die eigenen Töchter weiter. Anstelle von gewohntem Haudrauf-Humor verläuft dieser Sandler’sche Streich aber eine Ecke tragikomischer, ja regelrecht feinfühlig und gesittet.
Im Mittelpunkt steht der wichtigste Abschnitt im Leben einer jungen Jüdin, der Übergang von der Kinderstube in die Adoleszenz – die Bat-Mizwa. Stacy (Sunny Sandler) fiebert diesem Tag entgegen wie keinem anderen. Weniger aufregend findet sie dagegen ihren Platz in der Schulhierarchie: Die „coolen Kids“ wollen kaum etwas mit ihr zu tun haben, ihr Schwarm nimmt sie nicht einmal wahr. Beliebt sein um jeden Preis – so lautet die Devise für die 13-Jährige, sämtliche Anlaufversuche scheitern jedoch kläglich. Als dann auch noch die beste Freundin (Samantha Lorraine) mit dem Angebeteten anbandelt, wird das Fass zum Überlaufen gebracht. Im Streitgespräch fällt der folgenschwere Satz, der dem Film seinen umständlichen Titel verleiht: „Du bist sowas von nicht zu meiner Bat-Mizwa eingeladen!“.
Verblüffende Sunny Sandler
Filmemacher Sammi Cohen adaptiert den gleichnamigen Jugendroman von Fiona Rosenbaum als sympathische Coming-of-Age-Comedy, in der alle Genre-üblichen Zutaten unverkrampft zusammenkommen. Abseits des Teenie-Herzschmerzes und der hormongesteuerten Ego-Trips ist es die hinreißende Hauptdarstellerin, die das Pubertätschaos glaubhaft zusammenhält. Sunny Sandler verblüfft in ihrer ersten Hauptrolle mit spielerischer Leichtigkeit und treffsicherem Timing – vor dem etablierten Namen ihres Vaters braucht sie sich keineswegs verstecken. In der fiktiven wie realen Nebenrolle der älteren Schwester weiß aber auch Sadie Sandler ihr Können unter Beweis zu stellen. Als sarkastische Ronnie, die während Partys am liebsten gemütlich im Hintergrund verweilt und sich am Smartphone blutrünstige Horrorfilme reinzieht, sorgt Töchterchen Nummer zwei für garantierte Lacher.
Ergänzt wird die familiäre Besetzung durch „Eiskönigin“-Darstellerin Idina Menzel (im echten Leben kein Teil der Sandler-Dynastie) und Papa Adam höchstpersönlich. Letzterer erinnert nach einem Hin und Her zwischen imposanten ernsten Darbietungen (u.a.: „Uncut Gems“) und misslungenem Netflix-Slapstick daran, dass er auch ausgesprochen lustig sein kann.
Nebst aller Scherze und Späße wird der Film aber von einem herzerwärmenden Kern vorangetrieben. Taktvoll balanciert das Drehbuch von Alison Peck zwischen religiöser Identitätssuche und banalen Beliebtheitskämpfen, zwischen Freundschaftsabbrüchen und geschwisterlichem Zusammenhalt. Dieses Feingespür hätte Anno 2023 wohl kaum jemand einer Sandler-Komödie zugetraut.
Christian Pogatetz