Lange Plastikbeine ragen aus einem dampfenden Kochtopf hervor – die makabre Prozedur ist aber nur zu ihrem Besten: Die Barbiepuppe wird zu Reparaturzwecken ausgekocht, damit sich einzelne Gliedmaßen besser lösen lassen.
18.500 Modelle gesammelt
Fast täglich landen auf "Barbie-Doktorin" Bettina Dorfmanns Herd kaputte Puppen, die sie sorgfältig restauriert. Nebenbei zieren rund 18.500 Originalmodelle aus sechs Jahrzehnten ihre Glasvitrinen. Die deutsche Sammlerin, die ihre Geschichte in der Doku "Barbie – Die perfekte Frau?" erzählt, lebte den sogenannten "Barbiecore", bevor er zum Trend wurde.
Die von der Geschäftsfrau Ruth Handler erfundene ikonische Puppe war bereits zum Zeitpunkt ihres Markteintritts in den 1950er-Jahren eine "Influencerin". Als erste "erwachsene" Puppe mit Beruf und selbstbestimmtem Leben sollte sie Mädchen als Vorbild dienen und diese "zum Träumen" anregen.
Barbie als feministische Pionierin? Das ging sich spätestens in den 1960ern nicht mehr aus, als sich die Frauenbewegung am unrealistischen Körperbild der dürren, langbeinigen Vorzeigeblondine stieß. Als Spiegel der Zeit und der diversen Gesellschaft gibt es Barbie heute auch im Rollstuhl, sie trägt Prothesen und hat Down-Syndrom. "Ich finde es gut, dass man lernt, dass es Menschen gibt, die anders aussehen, aber dass das nicht schlimm ist", sagt ein Barbie-Fan dazu in der Dokumentation.
Diese vermag kulturelle Bedeutung und Ambivalenz der Plastikikone zu beleuchten und räumt dabei womöglich mit dem ein oder anderen Vorurteil auf.
Florentina Finder