Der ORF hat einen am Dienstag ausgestrahlten ZiB-1-Bericht zu Korruption und Zwangsmobilisierung in der Ukraine mit Videos unterlegt, die nichts mit dem Thema zu tun hatten. Laut einem Faktencheck der Plattform Mimikama – im Auftrag von Konkurrent Puls 24 – sei der ORF russischer Propaganda aufgesessen. Der ORF hat den Vorwurf in einer ersten Stellungnahme als falsch zurückgewiesen, am Donnerstagabend gestand der öffentlich-rechtliche Rundfunk den Fehler jedoch ein und kündigte an, sich mit Fake News auseinanderzusetzen.

Der mittlerweile nicht mehr abrufbare Beitrag von ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz sollte Videos zeigen, in denen ukrainische Männer festgenommen werden, weil sie nicht in den Krieg wollen. Doch tatsächlich dürfte anderes zu sehen sein, so Mimikama. Auf einem sei die Festnahme eines Agenten des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB zu sehen, auf dem anderen ukrainische Studenten, die nicht im Ausland studieren dürfen und daher an der Grenze zu Polen demonstrieren, wobei einer abgeführt wird. Die Videos seien anschließend zu prorussischen Propagandazwecken in neue Kontexte gesetzt und online verbreitet worden.

Der Beitrag rief auch den ukrainischen Botschafter in Österreich, WassylChymynez, auf den Plan. Er forderte auf X, vormals Twitter, eine Richtigstellung durch den ORF.

Dieter Bornemann, Vorsitzender des ORF-Redaktionsrats, betonte gegenüber Puls 24, den Vorfall sehr ernst zu nehmen und die Videos zu überprüfen. Kurz darauf reagierte der ORF auf X: "Weiterführende Recherchen des ORF und eine nochmalige Überprüfung haben ergeben, dass die angesprochenen Videos aus der Ukraine nicht den in der 'Zeit im Bild' transportierten Inhalten entsprechen, was der ORF außerordentlich bedauert." Zudem kündigte das öffentlich-rechtliche Medienhaus an, den Beitrag über die Ukraine-Videos richtigzustellen und den Vorfall zum Anlass zu nehmen, sich "on air mit dem Thema Fake News im Informationskrieg auseinanderzusetzen".