Es ist nicht das übliche Setting, das man von Musikdokumentationen so kennt: Ein hüfthoher Nackedei in Windeln flitzt durch das Bild. Bei Popstar Pink ist das der Alltag – auch auf Tour. Die führt sie für gewöhnlich rund um die Welt oder wie 2019 durch Europa. Währenddessen ist auch die Doku "All I Know So Far" (Amazon Prime) entstanden und diese ist der denkbar mögliche Gegenentwurf zu Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll – also Kuscheltiere, Windelwechseln und Sorgenfalten. Zwischendurch steht die 43-Jährige auf den größten Bühnen der Welt und segelt kopfüber durch die Lüfte. Wenn Pink am Samstag und Sonntag im Wiener Happel-Stadion gastiert, kann man davon ausgehen, dass die Kinder Willow und Jameson wie auch Ehemann Carey Hart wieder mit von der Partie sind. Die Doku ist eine sympathische Familienaufstellung vor und hinter der Bühne.

Auf Tour sind derzeit auch Depeche Mode und sie machen am 21. Juli im Wörthersee-Stadion in Klagenfurt halt. Fotograf und Regisseur Anton Corbijn ist so etwas wie der Entertainment-Zeremonienmeister der Band und verantwortet auch die 2020 erschienene Livedokumentation "Depeche Mode: Spirits in the Forest" (Amazon Prime), die zwei Konzerte der "Global Spirit Tour" in der Berliner Waldbühne mit den ganz persönlichen Schicksalen von sechs Depeche-Mode-Fans miteinander verbindet. Ausgewachsener Starkult an der Basis sozusagen.

Davon kann auch Popstar Taylor Swift mehr als nur ein Lied singen, ihre umjubelte "Eras"-Tour wird nächstes Jahr in Europa fortgesetzt, am 9. und 10. August 2024 kommt sie auch nach Wien. Nachdem der Fanansturm auf ihre Konzertkarten bekanntlich in der Taifun-Liga liegt, werden Karten nur über ein Registrierungssystem ausgegeben. Was einen beim Konzert erwartet, kann man sich erste Reihe fußfrei bei der Doku zur vorherigen Tour überzeugen: "Taylor Swift: Reputation Stadium Tour" (Netflix). Die andere Seite der schillernden Fassade zeigt das Porträt "Miss Americana" (Netflix). Darin spricht die Popsängerin über Krisen, politisches Engagement und ihren Kreativprozess als Songschreiberin. Keine Aufdeckerdoku, aber das ungekünstelte Porträt einer Musikerin, die lange um Anerkennung kämpfen musste.

Nicht auf Tour sind derzeit die Rolling Stones, aber das ist nur eine Frage der Zeit. Die Doku "The Rolling Stones: Crossfire Hurricane" ist derzeit noch in der Arte-Mediathek zu sehen und auch deshalb empfehlenswert, weil die fast zweistündige Doku mit viel historischem Material die jahrzehntelange Karriere der Band nachzeichnet. Wer heuer noch keine Musikfestivalluft geschnuppert hat, der kann das ebenso auf Arte nachholen: Placebo, Kraftklub, Two Door Cinema Club, Clueso und viele mehr sind mit ihren Auftritten beim Hurricane-Festival zu sehen.
Wer hingegen in eine ganz andere Welt eintauchen möchte, der kommt um K-Pop nicht herum: Die Doku "Blackpink: Light Up the Sky" (Netflix) zeichnet die Karriere der vier Superstars nach, gibt Einblicke in das System K-Pop und den globalen Hype, der die Popkultur nachhaltig verändern wird.