Das Abstimmungsfiasko der SPÖ ist nicht nur ein innerparteiliches Debakel, sondern ein enormer Schaden für die österreichische Demokratie. Das Vertrauen in Wahlen und die korrekte Wiedergabe ihrer Ergebnisse bildet eine Grundlage für diese Form des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Dass sie immer mehr unter Druck gerät, liegt zu einem großen Teil am Verlust von Glaubwürdigkeit. Das gilt für ihre drei staatlichen Gewalten insgesamt – vor allem Exekutive und Legislative, aber auch Judikative. Am stärksten aber sind die Zweifel an den Parteien. Medien und Journalismus, die ungeschriebene vierte Gewalt, sind aber längst im Strudel dieses Imageverlustes der Politik. Sie gelten vielen Menschen eher als Teil, denn kritische Kontrolle der Machtausübung.

Der Ablauf der roten Posse ist aber auch ein wichtiges Gegenbeispiel zu diesem grassierenden, doch vielfach unzutreffenden Vorurteil. Denn den letzten Akt dieser Tragikomödie hat ein Journalist mitgeschrieben. "ZIB2"-Galionsfigur Martin Thür brachte den Zug ins Rollen, als er mit einem Tweet vorerst darauf hinwies, dass im Auszählungsergebnis eine Stimme fehlte – und dann nachhakte.