Es kommen Stars und Starregisseure, Weggefährten, Journalistinnen und Politexperten vor, aber das Geheimnis seines Erfolges, das erklärt Arnold Schwarzenegger in der dreiteiligen Netflix-Dokuserie "Arnold" mehr so nebenbei selbst: "Von allen Charakteren, die ich gespielt habe, ist Julius mir am ähnlichsten." Julius Benedict, jener übergroße Zwillingsbruder aus der Komödie "Twins" (1988), der neben Danny DeVito das naive Landei mit großem Herzen gibt. So sieht sich Schwarzenegger also selbst: der naive Landbursche, dem man nicht böse sein kann. Auch weil er damit die wichtigste Währung verkörpert, die in der Unterhaltungsindustrie wie auch in der Politik Gold wert ist: Authentizität. Jene Schnittmenge nicht zu vergessen, die sein Leben auch mit jener des amerikanischen Traums teilt: Habe eine Vision, arbeite hart und du wirst es erreichen. Vom Polizistensohn aus Thal an die Spitze Hollywoods ist das die längstmögliche Strecke, die man gehen muss. In drei Teilen – Athlet, Akteur, Amerikaner – darf Arnold Schwarzenegger mit Archivaufnahmen und Reenactment-Szenen sein Leben und seine Karriere Revue passieren lassen.
Allzu kritische Abhandlungen sind in diesen Dokus, die über die letzten Jahre auf Netflix erschienen sind – von Lady Gaga bis Jennifer Lopez –, nicht zu erwarten. Und doch erweist sich vor allem die dritte Folge als die mit den persönlichsten Einblicken, ohne Touch eines Motivationsseminars wie der Rest: Da wären etwa die Vorwürfe sexueller Belästigung von mehreren Frauen, die fünf Tage vor dem Wahltag in Kalifornien auftauchten. Oder sein Bekenntnis, dass er als Gouverneur von Kalifornien zunächst keine Ahnung hatte, was zu tun ist. Als herauskam, dass er mit der Haushälterin einen Sohn hat, stellte sich Schwarzenegger eine einzige Frage: "Wie kann ich das unter den Teppich kehren?" Und ganz zum Schluss zeigt sich ob seines Alters ein Riss in der "Happy Warrior"-Fassade: "Es ist eine große Umstellung, wenn gute Freunde sterben." Aber der Einblick währt nur kurz, dann ist der 75-Jährige wieder getreu seinem Motto in der Spur: "Move on!"
Bewertung: ★ ★ ★ ☆ ☆ (3/5)
"Arnold" ist auf Netflix zu sehen.