Es sind "Präsente", die Journalistinnen und Journalisten lieber nicht bekommen wollen: Als Denis Korotkow zum ersten Mal über die Machenschaften der Wagner-Gruppe berichtete, wurden ihm ein Trauerkranz und der abgetrennte Kopf eines Widders in die Redaktion der, mittlerweile verbotenen, russischen Zeitung "Nowaja Gazeta" geschickt. Und es ist kein Wunder, dass sich Filmemacher Benoît Bringer am Ende der beiden rund 50-minütigen Folgen bei den Russinnen und Russen bedankt, "die uns mutig bei der Entstehung dieser Doku unterstützt haben".

2014 wurde die Wagner-Gruppe im Zuge der Krimannexion gegründet. Aber erst im Vorjahr musste sich Mastermind Jewgeni Prigoschin als solcher zu erkennen geben, nachdem im Netz Videos aufgetaucht waren, die ihn beim Rekrutieren von Kämpfern zeigt – in russischen Gefängnissen und für den Ukraine-Krieg. Der Kreml selbst tut weiterhin so, als hätte man mit der Söldnertruppe nichts am Hut: "Der russische Staat kann seine Ziele verfolgen, ist aber nicht aktiv am Kampfeinsatz beteiligt, und das ist sehr von Vorteil", gibt Journalist und Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow Einblicke in das System Wagner.



Der erste Teil der Doku beschäftigt sich mit der Gründung, den Hintermännern, ihrem Einsatz in Syrien und einem ihrer Folteropfer, aber auch, wie die Truppe zu ihrem Geld kommt. Zu Wort kommt auch Marat Gabidullin, ein ehemaliger Wagner-Söldner. Der zweite Teil dürfte auch für all jene spannend sein, die bereits Einblicke in das System Wagner haben. 2018 wurden in der Zentralafrikanischen Republik drei russische Journalisten ermordet, die das Treiben der paramilitärischen Einheit vor Ort recherchieren wollten.

Die mangelnde Bereitschaft zur Aufklärung, aber auch die Blutspur, die die Söldner in dem Land hinterlassen, wird hier thematisiert. Folter, Mord und unzähligste Menschenrechtsverletzungen säumen ihren Weg. Für ihre Dienste werden sie mit Bergbaukonzessionen bezahlt. Und das in einem Land, das unendlich reich an Bodenschätzen ist. Eine Win-win-Situation des Grauens.

Die höchst intensive Beteiligung der Prigoschin-Privatarmee in der Ukraine wird in der Doku nur gestreift, aber der Themenkomplex wird ohnehin durch die aktuelle Meldungslage von der Front abgedeckt: Beinahe im Wochentakt lässt der Wagner-Chef der russischen Militärführung ihre Unfähigkeit ausrichten. Dass Prigoschin, Inhaber mehrerer Restaurants und deshalb auch "Putins Koch" genannt, immer öfter sein eigenes Süppchen kocht, sollte nicht nur Putin zu denken geben.