Das Ende der gedruckten "Wiener Zeitung" ist besiegelt. Sie wird künftig als Online-Medium erscheinen und nur noch "nach Maßgabe der zur Verfügung stehenden Mittel auch in Print herausgegeben". So steht es im Gesetz, das von den Abgeordneten der beiden Regierungsparteien ÖVP und Grüne, aber gegen die Stimmen der Opposition beschlossen wurde.
Der Beschlussfassung ging eine hitzige Debatte im Plenum voran. Für Neos-Klubobfrau Beate Meinl-Reisinger trete die Regierung als "Totengräber der Medienvielfalt auf", die Abgeordneten der SPÖ hielten während der Sitzung eine Ausgabe der heutigen "Wiener Zeitung" demonstrativ in die Luft. Der Mediensprecher der Fraktion, Jörg Leichtfried, sprach von einem "schwarzen Tag". Er verwies darauf, dass die Zeitung 1703 gegründet wurde und damit die älteste noch erscheinende Tageszeitung der Welt ist; sie werde nun "gekillt". Auch Eva Blimlinger, die das Gesetz für die Grünen verhandelt hatte, wirkte nicht restlos begeistert: "So leid es mir tut, wir haben alles versucht", sagte sie, die "Wiener Zeitung" könne in ihrer bisherigen Form nicht erhalten werden.
Veröffentlichungspflicht-Aus als Hintergrund
Hintergrund der Einstellung ist das Aus der Veröffentlichungspflicht, über die sich die "Wiener Zeitung" bisher maßgeblich finanzierte. Knapp 20 Millionen brachte das jährlich. Das neue Gesetz sieht nun 16,5 Millionen für das Unternehmen vor, wovon allerdings nur 7,5 Millionen auf die Redaktion entfallen. Diese warnt seit Monaten davor, dass das zu einem substanziellen Personalabbau und massiven Qualitätsverlust führen werde.
Ein Produktentwicklungsteam erarbeitet seit Herbst die Ausgestaltung des Online-Mediums. Bis zum Jahresende muss die Erscheinungsweise der Zeitung umgestellt werden. Vor allem eine jüngere Zielgruppe soll erreicht werden, betonte auch die zuständige Medienministerin Susanne Raab (ÖVP) gestern im Nationalrat.