"Unbestritten ist die ganze Debatte für den ORF äußerst unangenehm", beschreibt der steirische ORF-Landesdirektor Gerhard Koch die aktuelle Lage mit Blick nach Niederösterreich: Wie berichtet, soll sich dort der jetzige Landesdirektor Robert Ziegler in seiner früheren Funktion als Chefredakteur immer wieder massiv für die TV-Präsenz von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) eingesetzt haben. 20 Jahre lang war Koch selbst Chefredakteur beim ORF Steiermark, konkrete politische Interventionen habe es nie gegeben. Und Versuche? Dass Pressesprecher sich für ihre Politiker "bemühen", halte er aber für legitim, sagt Koch. Auch Beschwerden über nicht genehme redaktionelle Geschichten gab und gebe es: "Aber das gibt man nicht an die Redaktion weiter, das ist das tägliche Brot eines Chefredakteurs. Schlimm wäre es, wenn jemand versucht, Druck auszuüben, das wäre eine unzulässige Intervention."
Diese Darstellung wird im Landesstudio bestätigt. Ein langjähriges Mitglied der Belegschaft berichtet, Koch habe ihm als Chefredakteur "mehrmals wirklich den Rücken freigehalten", als von außen der Versuch unternommen wurde, kritische Geschichten abzudrehen. Die Auswahl der Geschichten erfolge nach einem klaren Prinzip, erklärt Koch: "Man trifft Entscheidungen nie zugunsten einer Partei, sondern immer zugunsten des Nachrichtenwerts einer Story. Die oberste Prämisse ist, was für die Steirerinnen und Steirer berichtenswert ist." Hinzu komme ein Redaktionsstatut, das politische Bevorzugungen untersagt. Für veraltet hält Koch, dass bei der Bestellung eines Landesdirektors die Stellungnahme des betreffenden Landes einzuholen ist: "Das kommt aus einer Zeit, in der das offenbar opportun war, und ich halte es nicht für zeitgemäß."
Auch Karin Bernhard, seit elf Jahren Direktorin des Kärntner ORF-Landesstudios, betont, dass es hierzulande keine politischen Interventionen gibt: "Ich will nicht sagen, dass es am Anfang nicht probiert wurde, aber man muss einfach eine klare Linie setzen und das wurde von allen Parteien akzeptiert", sagt sie: "Auch die Mitarbeiter haben nie von unguten Interventionen erzählt und ich gehe davon aus, dass sie das mitgeteilt hätten, wenn jemand besonders lästig gewesen wäre", so Bernhard: "Ich habe keinen Zweifel daran, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Haus wissen, wie wichtig journalistische Unabhängigkeit und Integrität sind." Sie wünscht sich jetzt ein "gutes ORF-Gesetz, das die Unabhängigkeit noch stärkt", betont aber auch, dass die Landeshauptleute nur ein Anhörungsrecht bei der Bestellung der Landesdirektorinnen und Landesdirektoren haben: "Das ist ja kein Bestellungsrecht, kein Generaldirektor muss darauf hören", sagt Karin Bernhard.