Herr Professor, als Präsident des österreichischen Forschungsfonds sind Sie einer der Unterzeichner, die fordern, dass in dem neuen Gesetz zur Medienförderung auch der Wissenschaftsjournalismus berücksichtigt wird. Der gilt ja – anders als Kultur, Sport, Wirtschaft etc. – derzeit nicht als förderungswürdig.
CHRISTOPH GATTRINGER: Ja, und wir haben auch direkt auf der Parlaments-Hompage diesen Gesetzesentwurf entsprechend kommentiert. Wir würden gerne sehen, dass bei den Kriterien zur Medienförderung auch Wissenschaftsjournalismus berücksichtigt wird.
Wie konnte das "vergessen" werden, fragt man sich.
Ich bin kein wirklicher politischer Insider, daher kann ich über die politischen Prozesse im Hintergrund nichts sagen. Darum gibt es ja dieses Begutachtungsverfahren, und da haben sich aus der Wissenschaft alle gemeldet, die Rektoren, die Akademie der Wissenschaften mit Heinz Faßmann und viele andere. Uns allen ist das wichtig, denn es gehört zu einer Qualitätszeitung dazu, dass man gut über Wissenschaft berichtet.
Wo liegen die Defizite in Österreich in dem Bereich?
Ich glaube, viele Menschen in Österreich wissen gar nicht, was in der Wissenschaft geleistet wird. Viele haben jetzt Herrn Zeilinger gesehen, aber daneben gibt es ja noch viel mehr, gerade auch im Nachwuchsbereich. Vieles davon wird ja mit Steuergeld finanziert, und es ist wichtig, dass die Öffentlichkeit darüber qualifiziert informiert wird.
Sie selbst unternehmen ja auch Anstrengungen, dass die Wissenschaft unters Volk kommt.
Ja, wir haben selber ein Wissenschafts-Kommunikationsprogramm für Projekte, die wir fördern und wo wir finden, dass wir sie stärker in die Öffentlichkeit bringen wollen. Das haben wir verdoppelt, auf eine halbe Million im Jahr. Es gibt Themen, die kommen sehr gut in der Öffentlichkeit an, etwa aus dem medizinischen Bereich. Mathematik tut sich da viel schwerer.
In Österreich ist die Wissenschaftsskepsis sehr hoch. Teilen Sie das Argument, dass Wissenschaftsberichterstattung dies verringern kann?
Ja, das glaube ich schon. Wenn man besser versteht, wie Wissenschaft funktioniert, ist man auch weniger skeptisch. Ein Teil des Problems zu Beginn der Pandemie war ja gerade, dass Menschen erwartet haben, dass die Wissenschaft weiß, wie es ist. Aber sie konnten dann zuschauen, wie die Wissenschaft arbeitet und mit dem neuen Phänomen umgeht. Das verringert die Skepsis.
Wie könnte Ihrer Meinung nach Wissenschaftsjournalismus gestärkt und verbessert werden?
Eine Möglichkeit unter vielen wäre, enger zusammenarbeiten, also "embedden" vielleicht.
Erwarten Sie, dass es der Entwurf doch noch zugunsten des Wissenschaftsjournalismus modifiziert wird?
Ja, das hoffe ich schon. Alle sind dafür und ich sehe wirklich keinen guten Grund, warum man es nicht tun sollte.