Ob "Dumm und Dümmer", "Kingpin" oder "Verrückt nach Mary": die Farrelly-Brüder galten in den Neunzigern und den 2000er-Jahren als Könige der amerikanischen Blödelkomödie. Dann meinte Peter Farrelly, die ältere Hälfte des Regie-Duos, vor wenigen Jahren, er müsse sich als seriöser Filmemacher neu erfinden. Ein Vorhaben, das ihm mit "Green Book" schnurstracks den Oscar für den "Besten Film" bescherte – wenngleich auch der Film für seine unsensible Darstellung der Jim-Crow-Rassengesetze der 1960er-Jahre harsche Kritik kassierte.
In seinem Folgefilm bleibt Farrelly seiner neuentdeckten Linie als politischer Regisseur treu und verfilmt die gleichnamigen Memoiren von John "Chickie" Donahue (Zac Efron). Der frühere US-Marine machte sich 1964, angespornt von der kuriosen Idee eines Barkeepers (Bill Murray: großartig), auf den Weg nach Vietnam. Der Plan: all den tapferen Soldaten aus der Nachbarschaft, die aktuell im Krieg dienen, zur Stärkung ein kaltes Bier mit den auf Weg geben – sozusagen als Zeichen des Mitgefühls unter "echten Männern". Wofür eigentlich gekämpft wird? "Ganz egal. Hauptsache den Kommunisten wird eins ausgewischt", so die Devise des Naivlings. Kurz nach seiner Ankunft im von Krieg zerrütteten Saigon, muss Chickie feststellen, dass so einiges nicht mit rechten Dingen zu geht. Seine Sympathien für die US-Regierung, die viele der Grausamkeiten zu vertuschen versuchte, schwinden mit zunehmender Laufzeit.
Die Romanverfilmung hat sich einer ehrenvollen Thematik angenommen, vergreift sich aber in einigen Momenten im Ton. Der Bruch zwischen leichtfüßiger Buddy-Komödie und bierernstem Antikriegsstatement wirkt oft zu radikal und wenig ausgeglichen. Zumal der Film auch so einige Klischees aus diversen Vietnamkriegsfilmen unkritisch wiederkäut. Immerhin darf Farrelly in den komödiantisch aufgeladenen Momenten sein unvergleichliches Gespür für Slapstick zum Besten geben. Ansonsten nennt sich die große Stärke Zac Efron. Der frühere Teenie-Star beweist ein für alle Mal, dass er sich längst schon von seinem "High School Musical"-Image verabschiedet hat und trägt den Kriegsstreifen in all seinen deplatzierten Tonalitäten nahezu im Alleingang. Übrig bleibt am Ende ein Film, der weitgehend unterhält und seine antiimperialistische Haltung aufrichtig durchzieht, doch am Ende hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt. Ein Blick lohnt sich dennoch.
Bewertung: ★ ★ ★ ☆ ☆ (3/5)
Christian Pogatetz