Irgendwann wird Kommissar Sebastian Bootz (Felix Klare) sagen: „Der hat nur eine Sekunde lang nicht aufgepasst!“ Und darin liegt nicht nur ein kleines bisschen Empörung, als wäre das Schicksal ein unberechenbarer, grausamer Hund. Ist es nicht, wie Gerichtsmediziner Vogt mit Nachdruck meint: „In meinen Augen ist das Mord und kein Unfallopfer.“ Es ist eine Sekunde, die alles ändert, als der Anwalt Ben Dellien auf regennasser Straße einen Radfahrer streift, nur kurz stehen bleibt, die Baseballkappe des Opfers einpackt und weiterfährt.
Ziemlich schnell steht fest, was er sich selbst und seinem Umfeld einzureden versucht: War doch nur ein Wildschwein. Kurz wankt er, soll er sich doch stellen? Aber: Drittes Kind im Anmarsch, die Beförderung steht ins Haus, das Opfer nur ein Obdachloser. Eine Gewissensfrage, die blitzschnell auch viele Führerscheinbesitzer vor dem Fernseher treffen kann. Doch so ganz kann dieser Tatort nicht zünden, offenbar hat man nicht daran geglaubt, dass dieses Thema allein reichen würde: Hinzu kommt ein Kommissar in der Krise und eine untertänige Kommissarsanwärterin direkt aus der Klischeekiste.