Mit der flapsigen und verblödelten Dramedy-Ausrichtung der Miniserie „Alles finster – Überleben für Anfänger“, wo in der fiktiven Gemeinde Kekenberg an der Della die Lichter ausgingen (lief im Frühjahr im ORF), hat diese Produktion nichts zu tun: „Blackout“ ist ein sechsteiliger Katastrophenthriller, der packend von mehreren Schicksalen erzählt und durch das gestiegene Problem-Bewusstsein wohl als relevante TV-„Unterhaltung“ wahrgenommen wird.
Grundlage ist der gleichnamige 2012 veröffentlichte Bestseller (mit dem Untertitel: „Morgen ist es zu spät“) des österreichischen Autors Marc Elsberg, der in mehr als 20 Sprachen übersetzt wurde und von dem allein im deutschsprachigen Raum zwei Millionen Exemplare verkauft werden konnten. Die englische Ausgabe wurde von der „Times“ im Februar 2017 zum „Crime Book of the Month“ gewählt.
Der 55-jährige Wiener blickt im Gespräch mit der Kleinen Zeitung dankbar zurück: „Ich habe an dem Buch vier Jahre geschrieben, damals war ein Blackout überhaupt kein Thema. Als das fertige Manuskript bei den Verlagen auf dem Tisch lag, passierte Fukushima und Kanzlerin Merkel rief die Energiewende aus“, erzählt er. Nachsatz: „Das kann man nicht planen!“
Über seine Kriterien, wenn er einen Stoff für ein neues Werk sucht, sagt Elsberg: „Erstens: Finde ich das Thema spannend und interessant? Zweitens: Finde ich eine Geschichte, die auch dem Publikum eine Perspektive eröffnet, die es in der Form zu diesem Thema vielleicht noch nicht gab?“
Mit der Umsetzung von „Blackout“ ist er jedenfalls „glücklich und zufrieden – sie ist auf allen Ebenen ausgezeichnet gelungen, vom Drehbuch über die Regie bis zur Besetzung. Ein Film oder eine Serie ist ja etwas anderes als ein Buch: Ich bin in der Werbung groß geworden und habe damals dort schon gelernt, dass man in unterschiedlichen Medien Geschichten unterschiedlich erzählen darf“, erklärt der Schriftsteller und ehemalige Kreativdirektor in der Werbebranche. Auch sein Buch „Zero“ wurde schon verfilmt (2021 von der ARD).
Wichtig sei, „dass der Kern einer Geschichtenidee erfasst und umgesetzt wird“, so Elsberg, Gewisse Unterschiede zur Vorlage stören ihn auch bei „Blackout“ nicht: „ Das Buch malt ja ein Riesenszenario über ganz Europa, außerdem ist mein Personal ausufernd, bei der Serie konzentriert man sich geografisch natürlich schon aus Kostengründen auf den deutschsprachigen Raum. Es hat aber alles der Story gutgetan – im Nachhinein dachte ich mir bei einigen Dingen sogar, dass ich es gleich im Buch so hätte machen können“, lacht er.
Das TV-Publikum darf noch mehr erwarten: „Die Rechte an den meisten Stoffen sind schon an irgendwen vergeben bzw. optioniert. Zu viel will ich aber nicht verraten, denn ich habe gelernt, dass die Filmbranche ein volatiles Geschäft ist.“ Zuletzt ist von Elsberg und „Der Fall des Präsidenten“ erschienen.
Für „Blackout“ konnte er übrigens zu einem Cameo-Auftritt überredet werden: „Ich laufe mit einem Wasserkanister eine oder zwei Sekunden lang durchs Bild“, erzählt er schmunzelnd.
So geht die Serie morgen los: Der Hacker und Aktivist Pierre Manzano kommt im Alleingang dahinter, dass der europaweite komplette Stromausfall ein Anschlag ist. Aufgrund seiner Vergangenheit als Globalisierungsgegner gerät er zunächst allerdings selbst ins Visier der Polizei, als er Kontakt mit den Behörden aufnimmt.
Die Weltpremiere hatte „Blackout“, entstanden mit der Beteiligung des ORF, auf dem Streamingdienst Joyn des ProSieben-Konzerns; ORF 1 kann ab morgen die Free-TV-Premiere auf den Bildschirm bringen.
„Blackout“: 19. und 26. 9. sowie am 3. 10. in Doppelfolgen, ORF 1, 20.15 Uhr.