Tatort „Risiken mit Nebenwirkungen“. 20.15 Uhr, ORF/ARD
Eine Dosis kostet 88.000 Dollar, die ganze Behandlung eine Million. Ja, es geht um viel Geld für das Schweizer Pharmaunternehmen Argon, das gerade auf die Zulassung wartet. Dafür ist man dann auch bereit, Anwälte auf die junge, schwerkranke Klara (sehenswert: Anouk Petri) zu hetzen, deren Zustand sich durch die Einnahme der Wundermedizin rapide verschlechtert hat. Bald darauf ist eine Anwältin, der Zweifel am Medikament gekommen sind, tot. Ermordet mit Insulin - in einem Pharmafall ist das nicht ganz ohne Ironie.
Der Kampf von David gegen Goliath ist routiniert in kühlen Bildern inszeniert, die Trennlinie zwischen Gut und Böse aber allzu deutlich
gezogen. Großes Plus dieses unaufgeregten, gemächlich-unterkühlten Falls: Auch wenn Kommissarin Tessa Ott (Carol Schuler) zu ihrer Kollegin Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zürcher) sagt: „Folge dem Geld oder dem
Sperma“, ist dieser Tatort voll interessanter Frauenfiguren – die energische Kanzleichefin etwa ist mit Theresa Affolter glänzend besetzt.
Gegen Ende nimmt der "Tatort", der immer sehr nah an den beiden Kommissarinnen dran ist, dann doch noch ein bisserl Fahrt auf – inklusive von ein, zwei überraschenden Nebenwirkungen. Die Krankheit selbst ist ohnehin ein längst bekanntes, weitverbreitetes chronisches Leiden: die Gier nach mehr.