Aufhören sollte man, wenn es am schönsten ist – eine Faustregel, die auch für Film und TV gilt. Eine klare Gegenthese zu dieser Annahme lieferte in den letzten Jahren die Serie "Better Call Saul", die den Erzählkosmos von "Breaking Bad" virtuos weiter ausdehnte.

Genau gesagt widmete man sich der Vorgeschichte von Saul Goodman, dem gaunerischen Anwalt, der Drogenbaron Walter White unter seine Fittiche nahm. Hinter der schlagfertigen Attitüde verbirgt sich aber – wie man nun weiß – die geschundene Seele einer komplexen Figur: Jimmy McGill. Die fürsorgliche Seite von McGill wird zunehmend kleiner, der von kriminellen Machenschaften korrumpierte Saul gewinnt immer mehr die Oberhand. Diese unaufhaltbare Wandlung skizzierte die Serie als wahrhaftige Tragödie mit Shakespeare-esquen Ausmaßen: Helden gab es in der Geschichte keine, stets hatte man sich in Grauzonen fortbewegt.

Vor wenigen Tagen wurde die allerletzte Episode ausgestrahlt – eine Ära geht zu Ende. Beachtlich bleibt, wie die Serie trotz der Assoziationen nie das Erfolgsrezept seiner berühmten Vorlage zu kopieren versuchte. Fanservice wurde weitgehend vermieden, um dem eigentlichen Drama Freiraum zu geben: dem moralischen Zerfall eines einst standhaften Anwalts. Und dieser ist am Ende vielleicht sogar noch spannender, als der eines egozentrischen Chemielehrers.