Der Eurovision Song Contest wird im kommenden Jahr nicht in der Ukraine stattfinden. Dies teilte am Freitag die zuständige European Broadcasting Union mit. Angesichts des russischen Angriffskrieges gegen das Land sei dies unmöglich, so die EBU. Die ukrainische Formation Kalush Orchestra hatte im Mai den Musikbewerb mit "Stefania" gewonnen. Man befinde sich nun in Gesprächen mit der BBC über eine Ausrichtung des ESC 2023 in Großbritannien, so die EBU.
"Die Sicherheit und Garantie, die ein Fernsehsender bieten muss, um den Eurovision Song Contest nach den Regeln des ESC auszurichten, zu organisieren und zu produzieren, kann UA-PBC nicht gewährleisten", hieß es dazu auf Twitter über den ukrainischen Fernsehsender. "Die EBU möchte sich bei UA:PBC für die offenherzige Kooperation und das Engagement bei der Suche nach Szenarien in den vergangenen Wochen seit dem Sieg des Kalush Orchestras am 14. Mai in Turin bedanken", hieß es weiter: "Wir teilen ihre Trauer und Enttäuschung, dass der Contest im kommenden Jahr nicht in der Ukraine stattfinden kann."
Mit dem klaren Sieg des Kalush Orchestras, das vor allem bei der Zuschauerwertung punkten konnte, wäre nach ESC-Tradition eigentlich die Ukraine als Ausrichter für den 67. Eurovision Song Contest gebucht gewesen. Allerdings wäre es in der langen ESC-Geschichte nicht das erste Mal, das der Bewerb von einem anderen Land ausgerichtet wird - bis dato war dies in der Regel aufgrund von finanziellen Engpässen der Fall.
Viele kriegsgebeutelte Ukrainer hatten den ESC-Sieg begeistert gefeiert. Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte im Nachrichtenkanal Telegram mitgeteilt: "Unser Mut beeindruckt die Welt, unsere Musik erobert Europa! Im nächsten Jahr empfängt die Ukraine den Eurovision Song Contest! Zum dritten Mal in unserer Geschichte."
Daraus wird nun aber nichts. So könnte Großbritannien als Zweitplatzierter von Turin als Gastgeber nachrücken. Man werde nun die Diskussion mit der BBC führen, so die EBU. Der Sieg der Ukraine beim ESC 2022 solle sich aber in den Shows widerspiegeln. "Wir würden alles daran setzen, sicherzustellen, dass die reiche Kultur, das Erbe und die Kreativität der Ukraine sich im überbordenden Ausmaße widerspiegelt", versicherte ein Sprecher von Premierminister Boris Johnson. Die BBC war bereits 1974 für Luxemburg eingesprungen, als der Kleinstaat nach der Ausrichtung 1973 kein zweites Mal in Folge zur Kasse gebeten werden wollte.