Als Mark Zuckerberg vor vier Jahren schrieb, sein Facebook-Algorithmus werde künftig den „local publisher“ bevorzugen, empfand das manch „lokaler Verleger“ als Frohbotschaft. Zudem unterstützt der digitale Riese entsprechende Medien seit 2019 mit Hunderten Millionen Dollar für sogenannte Accelerator-Programme. Beides geschieht nicht aus reiner Menschenliebe.
Denn nach dem globalen Angriff auf die nationalen Geschäftsmodelle steht längst die wehrhafteste Medien-Festung im Visier der Tech-Giganten – das Lokale. „All Business is local“, jedes Geschäft vollzieht sich vor Ort: Diese Binsenweisheit gilt nach wie vor.
Vor allem regionale Verleger predigen sie mit dem Stehsatz: „95 Prozent der Menschen verbringen 95 Prozent ihrer Zeit in einem Umkreis von 25 Kilometern.“
Damit ist klar, welche Inhalte auch für Facebook & Co. am wertvollsten sind. Doch Zuckerberg meint mit dem „local publisher“ jeden, der sie ihm liefert. Er bevorzugt nicht Urheber, sondern Herkunft. Dadurch verschärft sich der Wettbewerb für den Lokaljournalismus, der grundsätzlich für das größte Medienvertrauen sorgt.
Umfragen zeigen: Wo es ein Gemeindeblatt gibt – und sei es schlecht gemacht –, sticht es mitunter auch breiter orientierte und qualitätsvollere Zeitungen aus. Vor allem wegen seiner exklusiven Meldungen aus dem unmittelbaren Lebensraum.
Wenn sich nun ein Team rund um Medienforscher Andy Kaltenbrunner im „Journalismusreport VII“ dem Lokalen widmet, geht es weiter. Es beleuchtet die nachhinkende Digitalisierung dieser in Österreich besonders stark von Papier getragenen Berichterstattung. Das Umdenken muss aber noch vor dem Technologieschub einsetzen. Die Lokalteile sind auch in Vollredaktionen oft die Lebensader.
Doch in den internen journalistischen Hierarchien rangiert die Chronik wie der ebenfalls populäre Sport unter ferner liefen. Um für digitalen Wettbewerb mit allen und jedem gewappnet zu sein, braucht es ein Umdenken des Stellenwerts. Denn das Vertrauen in ein Medium entscheidet sich vor Ort mindestens so stark wie durch Einordnung des Weltgeschehens.
Um lokale Glaubwürdigkeit zu erlangen und zu behalten, benötigt es Qualität. Der Unterschied von Journalismus zu Postings muss immer klar sein. Das aber liegt nicht nur am Absender, sondern auch am Empfänger. Er muss fähig sein, den Unterschied zu erkennen. Beide Seiten haben Nachholbedarf.
Doch erst die Schwäche vieler Empfänger ermöglicht die Nachlässigkeit einiger Absender.