Ich hörte zwei Schüsse, danach zwei Schreie, und ich sah eine Frau, die auf dem Bürgersteig lag, den Kopf im Rinnstein. Und dann eine Person, die Benzin über sie schüttete“. Der Nachbar der 31-jährigen Chahinez versuchte noch, ihr Leben zu retten – vergeblich. Die zweifache Mutter starb am 4. Mai 2021 an den Folgen des Femizids.
Der Aufschrei in Frankreich war damals groß, das Innenministerium leitet Ermittlungen ein und befördert Ungeheuerliches zutage: Nicht die beiden Würgeattacken, die davor stattgefunden hatten, die waren ohnehin bekannt. Aber der Polizist, der die zweite Attacke aufnahm und absichtlich nur in Auszügen an die Staatsanwaltschaft weiterleitete, war nur Wochen davor selbst wegen häuslicher Gewalt verurteilt worden und im Amt geblieben.

„Es heißt Femizid“, plakatieren Aktivistinnen von Paris bis Berlin im öffentlichen Raum und wehren sich dagegen, die Morde an Frauen als klassische Beziehungstaten ohne Muster in der Verbrechensstatistik verschwinden zu lassen. „Es ist ein machistisches Verbrechen, weil das Opfer eine Frau ist und der Täter ein Mann dieser patriarchalen Gesellschaft, der es nicht ertragen kann, dass sie ihn verlässt, denn sie ist sein Objekt, und er löscht sie lieber aus, als sie freizulassen, das bedeutet Femizid. Und es ist der Beweis, dass das Patriarchat immer noch existiert“, erklärt Anne-Cecile Mailfert von „Fondation des femmes“.

 Vanessa Münstermann mit Säure
Vanessa Münstermann mit Säure © HR



Es sind beklemmende Einblicke, die „Du gehörst mir!“ gibt: Fälle von Femiziden werden aufgerollt, Angehörige, Freunde, Expertinnen und Experten kommen zu Wort und beleuchten eine alarmierende Entwicklung. Auch zu Wort kommt Vanessa Münstermann, die vor fünf Jahren von ihrem Mann mit Säure überschüttet wurde: „Er sitzt zwölf Jahre im Gefängnis, aber mich hat er mein Leben lang eingesperrt.“ Jeden Tag bangt sie vor seiner Entlassung: „Ich weiß, in sieben Jahren bin ich tot.“

„Du gehörst mir! Das Muster der Frauenmorde“: ab 21.10 Uhr auf Arte. Es folgen zwei weitere Dokus über das „Feindbild Frau“.