Den Kindern wird es einmal besser gehen als einem selbst. Das Leben wird nicht nur ökonomisch besser, sondern damit insgesamt freier und glücklicher – so lauteten die alten Gewissheiten, die zum Credo und Antrieb der Nachkriegsgenerationen und der Babyboomer wurden. Seit einiger Zeit führt niemand mehr solche Versprechungen auf den Lippen. Es hat sich gezeigt, dass die auf den Ruinen von Weltkriegen und Faschismus errichtete Wohlstandsgesellschaft kein Selbstläufer ist und Demokratien nicht irreversibel gefestigt sind.
Letzteres legt auch der Befund von „Reporter ohne Grenzen“ nahe. Österreich ist auf der Freiheits-Rangliste auf Rang 31 abgesackt. Der Sumpf zwischen Politik, Meinungsforschung und Medien sowie die Praktiken bei Inseratenvergaben haben demonstriert, dass die landesübliche Selbstzufriedenheit völlig fehl am Platz ist: Der demokratische Entwicklungsstand Österreichs ist ein Geschenk, das sich die Gesellschaft immer neu zu erarbeiten hat. Man muss nur hören, wie man „Persönlichkeitsrechte“ anführt, um Berichterstattung über Skandale zu diskreditieren.
Die säumige Politik muss unter anderem endlich das Fördersystem erneuern, Medien müssen ihr ethisches Bewusstsein stärker für sich entdecken. Die Entwicklungen in Nachbarländern zeigen, dass der Weg zu Gleichschaltung und Entdemokratisierung kürzer ist, als man glauben möchte. Ohne freie Presse ist Demokratie unmöglich, deshalb ist diese ein Gut, von dem nicht nur Journalistinnen und Journalisten profitieren.