Seit mehr als 100 Tagen steht Roland Weißmann an der Spitze des ORF. Wo er selbst die aktuellen Herausforderungen und die medienpolitische Debatte sieht, erläuterte er am Donnerstag in einem Hintergrundgespräch. Die von Medienministerin Susanne Raab (ÖVP) angestoßenen Expertenrunden sind in drei Arbeitsgruppen aufgeteilt, die in der kommenden Woche wieder tagen. „Hart in der Sache, aber konstruktiv“, beschreibt Weißmann die Verhandlungen mit den großen Playern VÖZ und VÖP. Streitpunkte sind die Zukunft der „blauen Seite“ (orf.at), Kooperationen und Werbebeschränkungen.
Letzteres will Weißmann unbedingt vermeiden und ortet einen Irrtum: Bei Einschränkungen des ORF würden nicht die Privaten, sondern nur die US-Konzerne gewinnen: „Das funktioniert nicht.“ Ziel des ORF? Ein Kompromiss, der die Digitalnovelle ermöglicht: „Wir brauchen die Novelle.“ Die Beteiligung am Puls-4-Projekt 4Gamechangers will er nicht als Vorleistung für Kooperationen verstanden wissen: „Warum ist uns das nicht selbst eingefallen?“, hat Weißmann für das Innovationsfestival und Herzensprojekt der Puls4-Führung Lobendes übrig.
Bezüglich des Programms verweist er auf die Änderungen am Vorabend von ORF 1, die am Montag schlagend werden. Ob es mit „Starmania“ weitergeht, soll nach der aktuellen Staffel entschieden werden. Immerhin sei der Anteil beim jungen Publikum hoch, sieht der ORF-Chef an den schwachen „Starmania“-Quoten auch positive Aspekte. Fix sei, dass „Dancing Stars“ fortgesetzt wird.
Die allgemeine Teuerungswelle bekommt auch der ORF zu spüren: „Der Kostendruck wird heftiger.“ Das könnte auch die Filmwirtschaft treffen: Zwar bleibe die Summe (103 Millionen Euro pro Jahr) gleich, die Zahl der fiktionalen Produktionen, die damit zu finanzieren sind, könnte aber sinken, erwartet Weißmann.