"Viel Gegend hier!“, würde man landläufig so schön dazu sagen. Für den Viehzüchter Royal Abbott (Josh Brolin) ist es Teil seiner heiligen Trias, die er wie das Amen im Gebet zu wiederholen pflegt: das Land, die Familie, das Vieh. Das sind die Parameter, die in etwa die Funktion des allgegenwärtigen Stacheldrahts haben: Niemand wagt sich darüber hinaus. Beide Söhne arbeiten auf der Ranch, einer versucht sich noch im Bullenreiten, mehr ist schon nicht – außer die Sonntagsmesse natürlich.
Klingt nur nach idyllischem Landleben, ist es aber nicht: Die großgoscherten und großspurigen Nachbarn haben es auf das Land der Abbotts abgesehen. Die Friedenspfeife raucht hier niemand, und überhaupt: Wo kommt plötzlich der Bison her, der mit den zwei Pfeilen in der Flanke? Irgendwann wird ein Ladendieb verwundert feststellen: „Fällt eigentlich niemandem auf, dass hier ständig Leute verschwinden?“ Den Abbotts dürfte das bekannt vorkommen, die Schwiegertochter ist seit neun Monaten verschwunden.
Doch es werden auch Dinge gefunden: Royal Abbott etwa, der entdeckt auf seiner Wiese ein riesiges Loch, ein Nichts mit waberndem Inhalt, wo man lässig Sachen verschwinden lassen kann. Oder plötzlich taucht eine mysteriöse Tramperin auf, die etwas von Gott Kronos faselt.
Hier knallen zwei Welten aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Western trifft auf Mystery, aber in einem höchst gelungenen Mischverhältnis: Immer schön langsam tropft die Veränderung in eine Welt, deren Konstante die Nichtveränderung ist. Und hin und wieder gibt es sogar einen Hauch von „Twin Peaks“.
„Outer Range“ auf Amazon Prime.