Die Erinnerung ist wie ein schmutziger Autorückspiegel: Die Entfernungen täuschen, die Konturen sind unklar, der tote Winkel ist riesig. Die Rückspiegel-Metapher erklärt, warum all jene, die schon die Anfänge von „Ice Age“ miterlebt haben, der sechsten Fortsetzung ratlos begegnen. Liegt alles bloß an einer Erinnerung mit Idealisierungssymptomen?
Am Anfang von „Die Abenteuer des Buck Wild“ begeben sich die Brüder Crash und Eddie auf einen Schneeberg und träumen von der Freiheit. Es ist ein seit dem ersten „Ice Age“-Film vertrautes Motiv: Haarsträubende Unbeschwertheit trifft auf Hartnäckigkeit – und irgendwann bricht ein Gletscher auseinander und die Katastrophe los.
Für die quirligen Opossums ist es der Anfang einer Befreiungsgeschichte: Sie beschließen, sich aus der wohligen Geborgenheit von Mammut-Weibchen Ellie zu emanzipieren, und landen mit ihrer Tollpatschigkeit in der alternativen Welt unter dem Eis, die schon aus dem dritten „Ice Age“-Film bekannt ist. Dieses Land wird vom arroganten Orson bedroht, einem Dino mit Diktator-Ambitionen. Es liegt an den Opossums, gemeinsam mit den Lokalhelden, Wiesel Buck und Marderdame Zee, die verschwundene Welt zu retten.
Dass der mit irritierend unambitionierter Ästhetik versehene und fürs Kino gedachte Animationsfilm direkt auf Disney+ landet, ist ein Warnsignal. Als hätten die Produzentinnen und Produzenten geahnt, dass ein Abenteuer, in dem die lieb gewonnenen Figuren Manni, Sid und Diego bloß Statisten sind, Sympathiepunkte verliert. Nicht einmal ein Statist ist das Eichhörnchen Scrat: Grund ist ein Rechtsstreit zwischen Disney und dem Erfinder der Figur. Das passt ins Bild des Films – ein Bild, das sich nicht recht in die schönen Erinnerungen an diese Erfolgsreihe einfügen will.