Aus der Haut fahren – diese Formulierung hört man gelegentlich. Aus Ärger zum roten Panda werden? Unüblich, zumindest noch.
Eine Art Werbekampagne für diese Redewendung ist der neue animierte Pixar-Film „Rot“ auf Disney+. Aber alles von Anfang an: Meilin Lee ist die überdrehte, schrullige Hauptprotagonistin dieser in Toronto spielenden Coming-of-Age-Geschichte. Mit ihren Freundinnen träumt die 13-Jährige von der Zukunft und von ihrer angehimmelten Boygroup 4*Town (deren Lieder für den Animationsfilm von Billie Eilish und Finneas O’Connell komponiert wurden).
Der pubertäre Wellengang, der Meilin durchrüttelt, findet seinen ernsten Kontrast in einem familiären Tempel: Tag für Tag gedenken der Teenager und seine Mutter in einer Zeremonie der Ahninnen, die einst im Kampf besonderen Mut bewiesen hatten. Und nicht nur Mut allein: Wie Meilin mit verständlicher Überraschung an sich selbst erfahren muss, verwandeln sich Lee-Frauen, wenn ihre Emotionen hochkochen, in Pandas. Große, mitunter riesige Pandas. Wie Werwölfe, nur kuschelig.
Regisseurin Domee Shi, die für ihren Pixar-Kurzfilm „Bao“ 2019 einen Oscar erhielt, erzählt ein Märchen mit autobiografischen Anleihen. Wie Meilin hat Shi chinesischen Migrationshintergrund und beide fanden in Kanadas größter Stadt ihre Heimat.
Pixars jüngstes Werk ist weit davon entfernt, ein falscher Zauber zu sein. Eher ist er das Ergebnis eines Zaubers, der an Wirkung verloren hat. Damit setzt sich fort, was schon das italienische Pixar-Abenteuer „Luca“ (2021) kennzeichnete: Da wie dort sympathische Figuren, die ans Herz wachsen – insbesondere, weil der rote Panda einen immensen Kuschelfaktor hat. Was fehlt, ist der spezielle Pixar-Charme von Glanzleistungen wie zuletzt „Soul“ (2020) oder davor „Alles steht Kopf“ (2015). Mit ein bisschen mehr Feenstaub hätte „Rot“ jene Seele entwickelt, die diesen Produktionen zu eigen war.