Als Faber (Jörg Hartmann) im zerknitterten Trenchcoat 2012 die "Tatort"-Bühne betrat, provozierte er als politisch unkorrekter Ermittler, gebrochener Mann und psychopathischer Kollege mit Faible für Hund-und-Katz-Rollenspiele zum Verständnis des Tathergang in jeder erdenklichen bzw. unmöglichen Lage. Größte Überraschung im aktuellen Jubiläumsfall "Liebe mich": Faber ist nun tatsächlich die stabilste Figur im Quartett der Beziehungsgeschädigten, das aktuell aus Bönisch (Anna Schudt), Herzog (Stefanie Reinsperger) und Pawlak (Rick Owen) besteht. Während Pawlak seiner Tochter über den Verbleib deren Junkie-Mutter die Wahrheit sagen musste – sie sitzt im Gefängnis – und Herzog mit der brutalen Vergangenheit ihrer Mutter konfrontiert wird, ist Bönisch dieses Mal besonders neben der Spur: Ihr Ex-Gspusi von der KTU hört nicht auf, sie zu stalken. Sie rastet aus. Vor Zeugen.
Zum zwölften Mal schrieb Dortmund-Experte Jürgen Werner den Dortmundern einen packend-komplexen Whodonit-Krimi auf ihre Leiber, der in einem exquisiten Horror-Finale gipfelt. Regisseur Thorsten C. Fischer erzählt eine Serienmord-Story zwischen Blind-Dates, einem Bestattungsinstitut und Gräbern im Friedwald. Alles wie immer. Nur eine Spur besser, sinistrer und komplexer vielleicht. Es ist, als könnte man nun alles, was gesät wurde, in den letzten zehn Jahren einfahren.
Während die anderen mit ihren Abgründen beschäftigt sind, wagte sich Faber amourös aus der Deckung. Er gesteht Bönisch, dass er sie liebt. Zumindest im Rollen-Spiel. Und dann küssen sie sich. Derweil wird Rosa Herzog betäubt und verschleppt. Besonders erfreulich: Die großartige Bühnenwucht Stefanie Reinsperger bekommt mit ihrer Figur Rosa ("Benannt nach Rosa Luxemburg") endlich die dringend nötigen Abgründe. Und dass sie von ihrer Mutter, einer RAF-Terroristin, im Alter von zwölf Jahren verlassen wurde, ist noch nicht zu Ende erzählt.
Dafür wird Bönisch kurz nach der Rettung ihrer Kollegin angeschossen. Sie verlässt den "Tatort". Und wie! Hier können Sie den "Tatort" in der Mediathek nachsehen.