Es ist ein leises, ein einlullendes Lied von Agnes Obel, mit dem die Serie „Vigil“ beginnt. Es schaukelt so dahin, aber wer genau hinhört, der hört sie eindeutig, diese Sprengkraft, die im Refrain steckt: „Fuel to Fire“, Öl ins Feuer gießen. Passt gut, denn nur wenige Tropfen genügen und es macht Wumms – nur so als Reminder, was da noch alles kommt. Als auf dem britischen Trident-Atom-U-Boot HMS Vigil ein Matrose ermordet wird, weiß Amy Sylva noch nicht, was auf sie zukommen wird: Um die militärische Abwehr sicherzustellen, darf das U-Boot seine Fahrt nicht unterbrechen – Sylva muss an Bord und dort ermitteln. Es ist eng, stickig, die Mannschaft nach dem Musketiermotto verstockt und wortkarg: einer für alle, alle für einen. Eine falsch verstandene Loyalität, deren kleinster gemeinsamer Nenner das Schweigen ist, um diverse Vergehen der Crew zu vertuschen. Doch Amy Sylva (Suranne Jones) ist hartnäckig und das hat ihren Preis, den Pokal als Everybody's Darling gewinnt sie damit nicht.
An Land ermittelt gleichzeitig ihre ehemalige Lebenspartnerin Kirsten Longacre (Rose Leslie), denn schon bald stellt sich heraus, dass der Mord und die Ermittlungen einer Matrjoschka-Puppe nicht unähnlich sind: Die aktuellste Erkenntnis muss nicht die letzte gewesen sein. Kein Wunder, ein ganzer Strauß von Partikularinteressen blüht rund um das heikle Thema Landesverteidigung: Pazifisten und Gegner von Atom-U-Booten, die Navy, die ihre Felle davonschwimmen sieht und die Feinde und Verbündeten – Russland und USA. Was also als Mord beginnt, zieht immer weitere Kreise, die selbst das beste Sonar überfordern würden.
„Vigil“, die sechsteilige Serie der BBC, gilt als eine der erfolgreichsten Serien der letzten Jahre auf der Insel. Kein Wunder, einige Vorfälle in der Serie haben einen realen Hintergrund. Nicht zuletzt die seit Jahren hitzig geführte Debatte rund um das nukleare Abschreckungsprogramm zur See. Und dann wäre da noch die Inszenierung der Thrillerserie: Ein verdichtetes Kammerspiel am U-Boot, das bisweilen ohne Kontakt zur Außenwelt herum schippert, gut verzahnt mit den Ermittlungen an Land. Dank der beiden Hauptdarstellerinnen ein packendes Psychodrama, das sich stetig wandelt. Nicht immer weiß man so genau: Wer ist Freund, wer Feind? Da hält man sich am besten an den U-Boot-Kapitän, der auch in Friedenszeiten zu sagen pflegt: „Wir befinden uns immer im Krieg.“
„Vigil“, Serienstart ab Donnerstag, 13. Jänner, um 21.50 Uhr auf Arte. Alle Folgen in der Mediathek.